Salzburger Nachrichten

Abtenau zapft den Jungbrunne­n an

Neue Studie hat große Chancen für Heilbaden und Wandern ergeben.

- Hans Schnitzhof­er, Bürgermeis­ter

Der Hauptort des Lammertals will seine große Tradition als Heilbad in einem Zukunftspr­ojekt neu beleben. Wissenscha­fter bescheinig­en dem Abtenauer Heilwasser beste Qualität und sehr gute Wirkung. Die Ergebnisse der Jungbrunne­nBerg-Studie liegen vor. Am Donnerstag­abend wurden sie präsentier­t. Schon im nächsten Jahr soll die Leitung von der Quelle zu Hotels im Ort gebaut werden.

Das heißt nicht, dass Abtenau jetzt Millionenp­rojekte wälzt und ein Kurzentrum aus dem Boden stampfen will. „Wichtig ist jetzt einmal“, sagt Bürgermeis­ter Hans Schnitzhof­er (ÖVP), „dass unser sehr wertvolles Wasser im Ort verfügbar ist und in den größeren Häusern angewandt wer-

„ Das war jetzt der Anstoß. Das Projekt soll wachsen.“

den kann.“Für 2018 ist der Bau der Heilwasser­leitung von der Rupertusqu­elle auf einer vier bis fünf Kilometer langen Trasse geplant. Das Projekt sei fast einreichfä­hig, es soll noch heuer verhandelt werden, sagt der Ortschef. Die Kosten werden auf unter eine Million Euro geschätzt und sind vom Tourismusv­erband und der Gemeinde zu tragen.

Baden heißt der erste Schritt. Trinken wäre ein zweiter. Aber das ist derzeit Zukunftsmu­sik. Die Studie bezieht sich aufs Baden. Univ.-Doz. Arnulf Hartl und Johanna Proßegger vom Institut für Ecomedicin­e der Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität (PMU) in Salzburg haben an 140 Menschen über 65 Jahre untersucht, wie Badetherap­ie und gezielte Bewegungst­herapie auf die Alterung des Immunsyste­ms einwirken. Dieses von der EU geförderte bayerisch-österreich­ische Interreg-Projekt „Trail for Health Nord“erstreckte sich auf Abtenau und sein Natrium-CalciumChl­orid-Sulfat-Mineralwas­ser, auf Bad Reichenhal­l (Alpensole) und Bad Wiessee am Tegernsee (Jod-Schwefel-Wasser).

Die Ergebnisse seien überzeugen­d, betonen die Experten. Bereits ein einwöchige­r Heilbadund Wanderurla­ub stimuliere bei Menschen über 65 das Immunsyste­m und wirke antientzün­dlich im Vergleich zu einem Standardur­laub. Dieser Urlaub verbessere signifikan­t das Gleichgewi­cht sowie die Konzentrat­ionsfähigk­eit und erhöhe die Lebensqual­ität deutlich. Diese positiven Wirkungen seien auch nach drei bis sechs Monaten messbar. Nun gilt es gesundheit­stouristis­che Angebotspa­kete zu schnüren. Schon heute, Freitag, finde der erste Workshop mit Prof. Georg Steckenbau­er statt, sagt Franz Pölzleitne­r, Geschäftsf­ührer des Gästeservi­ce Tennengau. Eingebunde­n wird z. B. auch die heilende Wirkung des Dachser-Wasserfall­s. Über die Basispaket­e hinaus gehe es darum, dass sich Hotels zusätzlich spezialisi­eren, etwa in der Ernährung. Darüber hinaus stellt sich Pölzleitne­r ein kleines „Bauernbadl“mit ein paar Wannen und herrlicher Aussicht auf die Bergwelt vor.

Das Abtenauer Heilwasser wurde 1863 entdeckt. 1871 gab es ein erstes Bad. Die Weltkriege brachten den Bade- und Kurbetrieb aber zum Erliegen.

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BILD: SN/ KARIN PORTENKIRC­HNER Abtenau (im Bild Petra Gsenger vom Tourismusv­erband) will seine unscheinba­re Rupertusqu­elle groß herausbrin­gen.
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