Was war hier vor 80.000 Jahren?
Ein Mondseer entwickelt ein Gerät, um Proben aus Seen zu entnehmen. Damit können Wissenschafter Tausende Jahre in die Vergangenheit blicken.
Die Firma ist in einem unscheinbaren Haus in Mondsee untergebracht. Dennoch pilgern zahlreiche Wissenschafter dorthin. Denn Richard Niederreiter und seine neun Mitarbeiter stellen Geräte her, mit denen man Proben aus Flüssen und Seen entnehmen kann. Damit seien sie weltweit Marktführer, sagt Niederreiter, Chef von Uwitec. „Niemand kommt in der Nische an uns vorbei. Unsere Kunden wollen es auch gar nicht – was das viel größere Kompliment ist.“
Zu den Kunden zählt zum einen der Gewässerschutz. Die Experten entnehmen Proben, um die Wasserqualität zu prüfen. Zum anderen sind das Wissenschafter. Denn die Ablagerungen in Gewässern, die Sedimente, geben eine Menge an Information preis: „Es lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, was dort gewachsen ist, wann Viehzucht betrieben wurde, wie hoch die durchschnittliche Temperatur war.“Das Prinzip nützen etwa Forscher in Hallstadt, um mehr über den Salzabbau zu erfahren.
Der Rekord der Firma liegt derzeit bei 56 Metern Kernlänge, also 56 Metern an Sediment. Die Ablagerungen hat das Uwitec-Team voriges Jahr aus einem See im Uralgebirge an die Oberfläche befördert: „Damit kann man 80.000 Jahre zurückblicken.“Heuer waren die Mondseer mit der Uni Köln und einem Institut aus St. Petersburg in Sibirien. Auf der Taimyrhalbinsel überwanden sie 1,2 Meter Eis und 120 Me- ter Wassertiefe, um das Sediment zu entnehmen. Niederreiter baut derzeit an einer Anlage, mit der man noch mehr über die Vergangenheit erfährt: Das Gerät bohrt 100 Meter in die Tiefe – und holt damit zwei Mal so viel Wissen aus Seen. „Alles, was wir über das Wetter wissen, kommt aus Eisoder Sedimentkernen. Je mehr Information wir haben, desto genauer werden die Klimamodelle.“
„ Niemand kommt in der Nische an uns vorbei.“ Richard Niederreiter, Uwitec