Start mit Hindernissen für Franco Foda
Noch vor Beginn seines ersten Trainingslagers mit dem Nationalteam wurde der neue Teamchef vom Rücktritt Martin Harniks überrascht. Es ist nicht seine einzige Herausforderung.
Auf den neuen ÖFB-Teamchef warten jede Menge Herausforderungen.
WIEN, MARBELLA. Am Samstag war Franco Foda noch mit ganzem Herzen Trainer von Sturm Graz, ab dem heutigen Montag gilt sein Fokus zu 100 Prozent dem österreichischen Nationalteam. Der Rollenwechsel bringt es mit sich, dass Louis Schaub und Philipp Schobesberger von Rapid im Bundesligamatch noch Gegner für ihn waren, heute aber zu seinen 24 Schützlingen gehören, die ihn zum Trainingslager nach Marbella (ESP) begleiten.
Intensive Trainingstage und gegenseitiges Kennenlernen stehen an der spanischen Costa del Sol auf dem Programm, ehe am nächsten Dienstag (14. November) für Franco Foda gegen Uruguay in Wien auch die Premiere als Teamchef auf der Bank erfolgt. Von seinem Vorgänger Marcel Koller hat er ein „intaktes Team“geerbt, aber auch manche Sorgen. Das sind die großen Herausforderungen für Foda:
Hierarchie
Kollers Team wuchs in sechs Jahren zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen, die keine Interna nach außen dringen ließ. Der ExTeamchef selbst war stets um „Wohlfühlatmosphäre“bemüht. Marko Arnautovic und David Alaba konnten sich als Wortführer etablieren und hatten dabei Rückendeckung von Koller. Bei Franco Foda könnte vieles anders werden, allein schon, weil von „Kollers Eleven“nicht mehr viele übrig sind: Toptorjäger Marc Janko wurde diesmal nicht einberufen, Watford-Legionär Sebastian Prödl sagte verletzungsbedingt ab (für ihn rückt Dominik Wydra ein), und dann kam am Sonntag noch diese Hiobsbotschaft: Martin Harnik beendet seine Teamkarriere. Der bei Hannover in Hochform spielende 30-Jährige betonte, die Entscheidung „im Sinne der Gesundheit und der Familie“gefällt zu haben. Franco Foda bedauerte den Schritt: „Er hätte in meinen Planungen eine große Rolle gespielt.“Anstelle von Harnik wird Salzburgs Rechtsverteidiger Stefan Lainer ins Teamcamp reisen.
Spielpraxis
Neuer Teamchef, altes Lied: Eine ganze Reihe von Teamspielern mit Schlüsselrollen hat im Club kaum gespielt. Aleksandar Dragovic stand für Leicester City erst in zwei Ligacupspielen auf dem Platz. Marko Arnautovic ist bei West Ham zum Sündenbock degradiert worden und drückt vorwiegend die Ersatzbank. Zumindest Kapitän Julian Baumgartlinger scheint Leverkusens Trainer Heiko Herrlich endlich von seinen Qualitäten überzeugt zu haben. Er spielt beim Werksclub eine immer wichtigere Rolle. Alessandro Schöpf tastet sich nach langer Pause bei Schalke 04 gerade erst wieder heran. Florian Kainz pendelt bei den krisengeplagten Bremern zwischen Startelf und Bank.
David Alaba
Österreichs teuerster Fußballer ist in der Schlussphase der Ära Koller zum Problemfall geworden. Während er bei Bayern München mit Topleistungen als Linksverteidiger glänzte und Titel um Titel sammelte, konnte er dem Nationalteam auf einer anderen Position nur noch selten seinen Stempel aufdrücken.
Franco Foda deutete bei seinem Amtsantritt an, dass er mit David Alaba viel vorhat und der 25-Jährige wieder zum Erfolgsgaranten werden soll: „Er kann auf mehreren Position eingesetzt werden und wird dort spielen, wo ich glaube, dass es für die Mannschaft am besten ist.“Was Foda noch Sorgen bereiten könnte: Alaba wurde am Samstag ebenso verletzt ausgewechselt wie der Team-Rückkehrer auf der Linksverteidiger-Position, Andreas Ulmer, am Sonntag.
Torjäger
Die Zeiten, in denen auf Marc Janko und seinen Torriecher immer Verlass war, sind vorbei. In Abwesenheit des 28-fachen ÖFB-Torschützen können nun Guido Burgstaller oder Michael Gregoritsch ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Gelingt es ihnen, so wie bei ihren Clubs zuzuschlagen, brauchen sich die Fans des Nationalteams keine Sorgen zu machen. Deni Alar wiederum muss zusammen mit Rückkehrer Andreas Ulmer die These von Franco Foda unter Beweis stellen, dass Spieler aus Österreichs Bundesliga den Legionären aus Europas Topligen um nichts nachstehen.
Tormänner
Für Franco Foda ist es beruhigend, dass der einstige Bankdrücker Heinz Lindner bei Grasshoppers Zürich regelmäßig spielt. Er wird weiter die unumstrittene Nummer eins in Österreichs Tor bleiben. Mit Neuling Jörg Siebenhandl von seinem baldigen Ex-Club Sturm Graz sowie Pavao Pervan vom LASK setzt Foda auch bei den Reservisten auf Leute mit Spielpraxis anstelle des nur in Juniorenmatches eingesetzten England-Legionärs Daniel Bachmann. Dahinter drängt sich – falls der langzeitverletzte Robert Almer nicht bald wieder fit wird – weiterhin kaum jemand auf.