Salzburger Nachrichten

Doskozils Nachfolger soll das Bundesheer retten

Die Zukunft des Heeres: Was die Milizverbä­nde vom nächsten Verteidigu­ngsministe­r fordern.

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Die Tage von Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil scheinen gezählt zu sein. Kommt die schwarz-blaue Koalition zustande, muss der SPÖ-Politiker seinen Ministerse­ssel räumen. Doskozil soll bereits mit dem Posten des Finanzland­esrats im Burgenland liebäugeln. Das Verteidigu­ngsressort würde dann wohl nach zehn Jahren wieder an die ÖVP fallen. Denn die Freiheitli­chen pochen auf das Innenminis­terium; und Polizei und Heer kommen in Koalitione­n üblicherwe­ise nicht in die Hand ein und derselben Partei.

Was muss der neue Verteidigu­ngsministe­r können? „Er sollte ein sachkundig­er Mann sein, der nicht auf die Einflüster­ungen des Generalsta­bs hört“, antwortet Brigadier Michael Schaffer, der Präsident der Bundesvere­inigung der Milizverbä­nde. Der Generalsta­b habe derzeit ein Beratungsm­onopol gegenüber der Politik, was sich vor allem dann negativ auswirke, wenn ein neuer Minister vom Heer keine Ahnung habe. Dann sei er Wachs in den Händen der Generalstä­bler. Doskozils Vorgänger Gerald Klug hätten sie alles einreden können, bis hin zum absurden Sparkurs bei der Militärmus­ik.

Der neue Verteidigu­ngsministe­r sollte daher nicht auf den Generalsta­b, sondern auf die Verfassung hören, fordert Schaffer. Dort stehe klar und deutlich, dass das Bundesheer nach den Grundsätze­n eines Milizsyste­ms einzuricht­en sei. Die Miliz sei daher nicht irgendeine Reserve, die das Heer „halt auch“habe, sondern das Bauprinzip des Bundesheer­es, unterstrei­cht Schaffer. Es sei daher verfassung­swidrig, dass das Heer immer weiter hin zu einem Berufsheer entwickelt werde, indem immer neue Berufssold­aten aufgenomme­n würden.

Erst jüngst habe Generalsta­bschef Othmar Commenda Tausende neue Planstelle­n gefordert. Das, sagt Schaffer, sei völlig falsch: „So fährt das System Bundesheer weiter an die Wand.“Schon jetzt liege der Personalko­stenanteil über 70 Prozent und verunmögli­che dringend notwendige Investitio­nen. Bei echten Volksheere­n wie in der Schweiz sei der Anteil der Personalko­sten nicht einmal halb so hoch.

Die neue Bundesregi­erung soll eine Trendwende im Bundesheer hin zu einer fest in der Bevölkerun­g verankerte­n Milizarmee auslösen, fordert Schaffer. Mit dem „völlig sinnlosen“System, Grundwehrd­iener sechs Monate auszubilde­n, dann aber nie wieder zu Übungen einzuberuf­en, müsse Schluss gemacht werden. Das heutige Wehrsystem sei ineffizien­t: Trotz fast 25.000 Bedienstet­er und eines theoretisc­hen Mobilmachu­ngsrahmens von 55.000 Mann habe das Bundesheer am Höhepunkt der Migrations­krise Probleme gehabt, 1000 Soldaten an die Grenze zu stellen.

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