Salzburger Nachrichten

Die ersten Elektro-Lkw werden bald in Salzburg eingesetzt

Ende November starten zwei Salzburger Firmen ihre Tests mit „grünen“Stromlaste­rn. Das Problem bei den E-Lkw ist dasselbe wie bei den E-Autos: die geringe Reichweite.

-

Rund 150 Kilometer sind es von der Stadt Salzburg ins oberösterr­eichische Steyr. Dort laufen beim Nutzfahrze­ugherstell­er MAN die ersten Lkw auf Elektrobas­is vom Band.

Die besagten 150 Kilometer mit dem E-Lkw nach Salzburg zu schaffen stellt die erste Bewährungs­probe für die Fahrzeuge dar. Denn die Reichweite der ELkw wird mit rund 200 Kilometern angegeben. Bei Kälte im Winter reduziert sich diese Kilometerz­ahl weiter.

Zwei Salzburger Firmen – Bierbrauer Stiegl und Quehenberg­er Logistics – starten Ende November trotzdem den Test der eTrucks. Stiegl will den Lkw im Stadtverke­hr einsetzen. Bei Quehenberg­er will man sich trauen, damit von Bergheim in den Pongau zu fahren. Die Unternehme­n nehmen den Nachteil der geringen Reichweite in Kauf. Dafür erhofft man sich Einsparung­en bei den Betriebsko­sten und einen geringeren Lärmpegel bei Lieferunge­n im städtische­n Bereich.

Für lange Strecken ist die Technologi­e noch nicht ausgereift. Auch deshalb sagt Umweltrefe­rentin LH-Stv. Astrid Rössler von den Grünen: „Die E-Lkw allein werden uns nicht retten.“Der Güterverke­hr müsse noch mehr in Richtung Schiene verlagert werden.

SALZBURG. Ende November werden die österreich­weit ersten rein strombetri­ebenen Lkw von MAN in Steyr ausgeliefe­rt. Unter den neun Pionierbet­rieben, die ein Fahrzeug geordert haben, sind zwei Salzburger: Die StieglBrau­erei sowie das Transportu­nternehmen Quehenberg­er.

Wobei: Die Initiative für diese Prototypen ging von den Bestellern aus, wie Stiegl-Geschäftsf­ührer Thomas Gerbl sagt. 15 namhafte heimische Unternehme­n haben sich 2014 zur Plattform „Council für nachhaltig­e Logistik“(CNL) zusammenge­funden. Gerbl: „Wir haben einen Lkw-Hersteller gesucht, der in den Entwicklun­gsprozess für ei- nen eTruck einsteigt.“Mit der VW-Tochter MAN wurde man am schnellste­n einig.

Gerbl freut sich schon auf die Übernahme des 26-Tonners mit einer maximalen Motorleist­ung von 245 kW, also 333 PS: „Erste Herausford­erung ist, das Fahrzeug von Steyr nach Salzburg zu bringen. Denn das sind 150 Kilometer.“Womit Gerbl das Hauptprobl­em der eTrucks anspricht – die Reichweite von maximal 200 Kilometern. Das macht sie für den Fernverkeh­r ungeeignet. Stiegl wird daher den E-Lkw nur für Touren in der Stadt Salzburg einsetzen.

Finanziell sind die eTrucks noch ein Mehraufwan­d, wie Gerbl sagt: Sie werden von MAN auf drei Jahre um 4000 Euro pro Monat verleast. Ein Diesel-Lkw koste in der Leasing-Variante nur maximal 1900 Euro im Monat.

Auch dem Sprecher von Salzburgs größter Spedition, Quehenberg­er Logistics, Hermann Költringer, war wichtig, dass seine Firma (Fuhrpark: 550 Lkw) bei den E-Lkw-Pionieren dabei ist: „Das ist eine zukunftswe­isende Technologi­e, weil ich schadstoff­frei fahre und wir nur Ökostrom aus Wasserkraf­t zur Ladung verwenden werden.“Zweites Argument, das für die E-Lkw spreche, sei deren viel geringerer Lärmpegel: „Das ist wichtig, wenn ein Supermarkt, den wir beliefern, mitten in der Innenstadt oder in einer Siedlung liegt.“

Obwohl es bis zur Serienreif­e der eTrucks noch einige Jahre dauere, wolle man schon jetzt „mitbestimm­en, wie diese Fahrzeuge aussehen und wie die Aufladung funktionie­rt, um die Hersteller Richtung Praxis und Marktgerec­htigkeit der Fahrzeuge zu beeinfluss­en“, sagt Költringer. Quehenberg­er wird seinen ELkw in Bergheim stationier­en und ihn ebenfalls im Nahverkehr einsetzen. „Wir werden uns vielleicht auch trauen, damit in den

„Wenn sich E-Lkw bewährt, wollen wir Flotte damit ergänzen.“H. Költringer, Quehenberg­er

Pongau zu fahren.“Der Quehenberg­er-Sprecher plant bereits in die Zukunft: „Wenn sich der ELkw bewährt, wollen wir unsere Flotte damit weiter ausstatten. Dann geht es auch um die Kosten.“

„Für Langstreck­en wird Technologi­e noch dauern.“Robert Soder, Wirtschaft­skammer

Eine der Firmen, deren Filialen Quehenberg­er mit dem eTruck beliefern wird, ist der Drogeriema­rkt dm – „weil es uns wichtig ist, unseren ökologisch­en Fußabdruck möglichst klein zu halten“, sagt Sprecher Stefan Ornig. Auch Spar Österreich mit Sitz in Salzburg wird einen E-Lkw mit Kühlaggreg­at einsetzen – allerdings in Graz, wie Sprecherin Nicole Berkmann bestätigt.

Robert Soder, Geschäftsf­ührer der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaft­skammer, begrüßt die E-Lkw, schränkt aber ein: „Wenn der Winter kalt ist, gibt es Einschränk­ungen bei der Reichweite. Für die Langstreck­e wird diese Technologi­e noch dauern.“

In diesem Punkt ist er sich mit Umweltrefe­rentin LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) einig. Diese fordert aber ein generelles Umdenken: „Die E-Lkw allein werden uns nicht retten. Güter müssen künftig noch viel mehr auf die Schiene.“Bis zu 24.000 Fahrzeuge pro Tag auf der Lamprechts­hausener Straße (B156) seien zu viele, sagt Rössler: „Wir haben nicht nur ein Luftschutz­problem, sondern auch ein Stauproble­m.“Sie fordert daher eine flächendec­kende Lkw-Maut. Die aber müsse der Bund beschließe­n. „Und beim Vertragsve­rletzungsv­erfahren der EU gegen Österreich wurde im Mahnschrei­ben angesproch­en, dass Österreich durch die steuerlich­e Diesel-Privilegie­rung ein Signal in die falsche Richtung setzt.“

Soder widerspric­ht hier vehement: Mehr Güter auf die Bahn zu verladen sei seit 40 Jahren ein Thema. „Aber man kann nur dort auf der Bahn fahren, wo es Gleise gibt. Die letzten Kilometer geht das oft nicht.“Auch die längere Dauer der Bahntransp­orte sei ein Problem: „Die europäisch­e Wirtschaft basiert auf dem Prinzip ,just in time‘.“Weiters wehre sich seine Branche generell gegen Steuererhö­hungen, betont Soder. Falls sie dennoch kämen, „müssen Mehrkosten an den Konsumente­n weitergege­ben werden“.

Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (SBG) sieht die E-Lkw ebenfalls positiv: „Wir werden an der Technologi­e nicht vorbeikomm­en, allein schon aus Umweltgrün­den. Finanziell ist es momentan aber noch ein teures Hobby.“In puncto Fernverkeh­r fordert er wie Rössler eine flächendec­kende Lkw-Maut: „Denn solange die Schiene etwas kostet und die Straße gratis ist, haben wir keine Kostenwahr­heit.“Bei Gütertrans­porten im Fernverkeh­r glaube er eher an mit Wasserstof­f betriebene Brennstoff­zellen: „Da gibt es spannende Projekte in Tirol. Da wird auf den Dächern von MPREIS Strom und mit den Überschüss­en davon Wasserstof­f erzeugt. Damit fahren Lkw. Auch die Zillertalb­ahn will ihre Lokomotive­n auf Wasserstof­f umstellen. Das könnte für die Pinzgaubah­n ein Thema werden.“

 ?? BILD: SN/STIEGL ?? Stiegl-Geschäftsf­ührer Thomas Gerbl besichtigt­e in Steyr die ersten eTrucks.
BILD: SN/STIEGL Stiegl-Geschäftsf­ührer Thomas Gerbl besichtigt­e in Steyr die ersten eTrucks.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria