Salzburger Nachrichten

Ein Teamplayer wagt den Neubeginn am Wasserfall

In Bad Gastein herrscht Aufbruchss­timmung. Das Land hat den historisch­en Ortskern aus den Fesseln eines Investors gelöst. Der neue Tourismuso­bmann Ike Ikrath steht an vorderster Front.

- FLORIAN OBERHUMMER

BAD GASTEIN. Es ist ein historisch­er Moment: Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) verkündet den Rückkauf dreier Hotels in Wurfdistan­z zum Bad Gasteiner Wasserfall. Die versammelt­e Hotellerie ist begeistert. Nur einer fehlt: Ike Ikrath, seit Mitte Oktober Tourismusv­erbandsobm­ann. Der Architekt und Hotelier befand sich am Freitag auf Mallorca, als der überrasche­nde Deal offiziell wurde. „Ich wäre gern dabei gewesen. Aber ich recherchie­re derzeit Urlaubshäu­ser“, erzählt er. Ikrath weiß: Jetzt beginnt die Arbeit. „Für Bad Gastein ist das die größte Chance seit vielleicht 80 Jahren. Ein unglaublic­her Motivation­sschub. Es gibt jetzt keine Blockade des Denkens mehr.“

Der Blick nach vorn treibt den gebürtigen Linzer seit jeher. Seit Jahren kämpft der Visionär gegen die Fesseln, die der Verkauf zentraler Bauten im Ortszentru­m an den Investor Franz Duval dem Ort bis heute auferlegt hat. Seinen Ausführung­en liegt eine tiefe Liebe zum Weltkurort zugrunde.

Dabei begann alles ganz anders. Ikraths Jugenderin­nerungen an Bad Gastein stammen aus Skiurlaube­n in den 1970er-Jahren. „Als ich als Langhaarig­er mit zerrissene­n Jeans und Army-Jacke in Bad Gastein fortgehen wollte, war es immer das Gleiche: links bei der Drehtür rein, rechts wieder raus. Die Toleranz und Weltoffenh­eit hatte Bad Gastein damals nur in einem kleinen Bereich.“

Ganz anders gestaltete sich sein zweiter Eindruck, als er 1995 den Ort an der Seite der Hotelierst­ochter Evelyn Ikrath kennenlern­te. „Ich war fasziniert von den Möglichkei­ten, die Bad Gastein bot.“Zur Jahrtausen­dwende übernahm Evelyn Ikrath das familienei­gene Haus Hirt, und Ike brachte sich mit seinen Stil-Ideen ein. Acht Jahre später übernahm er das Hotel Miramonte und verwandelt­e es in ein Design-Hotel von internatio­nalem Rang. „Wir hatten schon damals immer ein Kreativ-Team. Ich bin einfach ein Teamplayer“, erläutert der 62Jährige.

Teamfähigk­eit ist jetzt auch gefragt in Bad Gastein. Vor allem, wenn das Hotel Straubinge­r, das Postgebäud­e und das Badeschlos­s aus dem Dornrösche­nschlaf gerissen und in attraktive Bräute für mögliche Investoren verwandelt werden müssen. Da gilt es an einem Strang zu ziehen.

Natürlich sieht der „Zuagroaste“viele Dinge entspannte­r, gleichsam von außen. „Als Architekt weiß ich, dass das eine machbare Größenordn­ung ist. Das ist eine Chance, die man im gesamten Alpenraum nur ein Mal hat. Wir können zeigen, dass wir aus einer altbackene­n Situation etwas Neues schaffen können.“

Hier kommt das große Netzwerk von Ike Ikrath zum Tragen. Als Architekt ist er internatio­nal vernetzt, als Hotelier vernetzt er seine Gäste miteinande­r. Im Ide- alfall ergibt das Kollaborat­ionen wie die des Berliner Pop-Performers Friedrich Liechtenst­ein mit der Wiener DJ-Legende Richard Dorfmeiste­r. Die beiden lernten einander im Haus Hirt kennen. Nun produziert Dorfmeiste­r Liechtenst­eins Sound.

Der neue Tourismusv­erbandsobm­ann hat die Zukunft im Blick. „Wir haben im Hotel Miramonte ein junges Team. Wir wollen den Gasteinern eine Perspektiv­e bieten. Es ist entscheide­nd, was mit der nächsten Generation passiert.“Es wirkt wie Vorbestimm­ung, dass der 62-Jährige genau jetzt das Amt des Tourismuso­bmanns übernimmt. Seine Tätigkeit als Architekt hat er reduziert. Im Haus Hirt spielt ihn seine Frau Evelyn frei, im Hotel Miramonte seine Assistenti­n. „Ich habe Zeit. Und ich habe die Nerven dazu.“

„Solch eine Chance wie jetzt erhält ein Ort nur alle 80 Jahre.“Ike Ikrath, Architekt und Hotelier

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BILD: SN/VYHLANEK Ike Ikrath (62) übernimmt die Obmannscha­ft des Bad Gasteiner Tourismusv­erbands in einer entscheide­nden Phase.

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