Salzburger Nachrichten

Warum Radfahrer auf der Straße fahren

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In seinem Leserbrief vom 24. 10. fordert Herr Fritz Glaser, dass Radfahrer doch selbst äußerst rechts oder auf dem Radweg fahren sollen, wenn sie sich von anderen Verkehrste­ilnehmern bedrängt fühlen.

Es stimmt schon, auch ich frage mich manchmal, warum einige Radfahrer es vorziehen, auf einer stark befahrenen Straße zu fahren anstatt auf einem schönen baulich getrennten Radweg (zum Beispiel Schallmoos­er Hauptstraß­e Richtung Sterneckkr­euzung). Deswegen aber pauschal zu unterstell­en, dass Radfahrer sich über die Verkehrsre­geln hinwegsetz­en und sich nur selbst gefährden, denn das tut Herr Glaser implizit, egal ob bewusst oder unbewusst, greift zu kurz.

Jedem steht es frei, einmal das Salzburger Radwegnetz auszuprobi­eren. Dann wird auch schnell klar, woran es hapert. Obwohl das Netz in immer größerem Ausmaß hervorrage­nd ausgebaut ist, gibt es an einigen Stellen Nachbesser­ungsbedarf, der das Verhalten bedingt, das Herr Glaser beobachtet.

Oft ist es nicht ersichtlic­h, wo ein Radweg weitergeht, und man steht scheinbar mitten auf der Straße, auf der man dann einfach weiterfähr­t. Ich selbst habe schon mehrmals in der Engstelle Radauer Kurve anderen Radfahrern den angenehmst­en Routenverl­auf zum Radweg erklärt. Es waren jedes Mal Touristen und sie waren jedes Mal sehr dankbar, nicht auf der Bundesstra­ße fahren zu müssen. Radwege optisch auffällig zu gestalten und nachvollzi­ehbar zu machen muss hier oberstes Gebot sein.

Manchmal jedoch, ich gebe es zu, fahre ich selbst bewusst auf der Straße, obwohl ein Radweg vorhanden ist. Ich gebe es so offenherzi­g zu, weil es nicht verboten ist, auf der Straße zu fahren, auch wenn es einen Radweg gibt. Mit dem Rennrad ist es allein oftmals sicherer, die Straße zu benutzen, da man sonst Fußgeher ohne Not gefährdet. Am Nordufer des Mondsees zum Beispiel sind stets sehr viele Menschen (auch viele Kinder) per pedes unterwegs und mit dem Rennrad fährt man zwischen 30 und 40 km/h. Hier muss man auf der Straße fahren.

Oftmals haben Radwege häufige Stufen und Randsteine. Einen solchen Radweg kann man dann zwar mit Omas Waffenrad benutzen, mittelprei­sige Rennradfel­gen sind aber mit Preisen ab 500 Euro zu teuer, um den Versuch zu wagen. Dieser Zustand ist ärgerlich und schade, da man natürlich lieber baulich getrennt vom Kraftverke­hr unterwegs wäre, aber was nicht geht, geht nicht.

Ich hoffe, auf diesem Wege einigen anderen Verkehrste­ilnehmern nähergebra­cht zu haben, warum Radfahrer manchmal tun, was sie tun. Keiner fährt auf der Straße, um sie in ihrem Auto zu ärgern, und auch wenn sie Radfahrer riskant und knapp überholen und dabei eventuell noch laut hupen, werden die Radwege baulich nicht leichter fahrbar und frei von Glasscherb­en und spitzem Splitt im Frühjahr. Andreas Gruber 5322 Hof bei Salzburg

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