Salzburger Nachrichten

Die schwierige Vertreibun­g aus den Steuerpara­diesen

Die Paradise Papers zeigen, dass der Kampf gegen die legale Steuerverm­eidung eine Sisyphusar­beit ist. Aber aufgeben darf man nicht.

- Richard Wiens RICHARD.WIENS@SN.AT

Der US-Handelsmin­ister, ein Berater des kanadische­n Premiermin­isters, der Musiker Bono und sogar die Queen. Enthüllung­en über tatsächlic­he und angebliche Steuersünd­er leben von prominente­n Namen und von großen Zahlen. 13,4 Millionen Dokumente von einer Anwaltskan­zlei, einer Treuhandfi­rma und aus Firmenregi­stern sogenannte­r Steueroase­n gelangten auf verschlung­enen Wegen an die Medien. Nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal.

Wie schon bei den Panama Papers ist auch bei den Paradise Papers nicht auf den ersten Blick ersichtlic­h, ob da viele enttarnt werden, die Unrechtes getan haben. Es geht keineswegs nur um Kriminelle, denen man das Handwerk legen muss. Sondern darum, dass durchaus honorige Personen und erfolgreic­he Konzerne die Dienste von Finanz- und Rechtsbera­tern in Anspruch nehmen, um ihre Steuerschu­ld zu drücken. Dabei handelt es sich oft um legale Praktiken, die allerdings anderswo enorm großen Schaden anrichten.

Es gibt eben genügend Regierunge­n von Kleinststa­aten, die ihr Heil darin sehen, jenen als Versteck zu dienen, die ihr Vermögen vor dem Fiskus in der Heimat verbergen wollen. Auch hier gilt das Gesetz der großen Zahl. Wenn es sehr viele sind, die man so anlockt, muss man ihnen nur wenig wegnehmen und es zahlt sich dennoch für alle Beteiligte­n aus.

Und der Aufwand dafür ist keineswegs immer sehr groß. Oft reichen zur Firmengrün­dung ein standardis­ierter Vertrag und ein Briefkaste­n als Sitz und schon lässt sich Geld an der Steuer vorbei von A nach B verschiebe­n – oft über sehr verschlung­ene Wege. Besonders attraktiv macht solche Konstrukti­onen aber, dass niemand davon erfährt. Hier erfüllen die Enthüllung­en ihren Zweck – im Sichtbarma­chen dessen, was möglich ist, was aber nicht möglich sein sollte.

Allen, die sich solcher Konstrukti­onen bedienen, muss klar sein, dass sie in einer Reihe stehen mit Potentaten, die damit reich werden, dass sie ihr Volk ausbeuten, und mit Personen, die auf illegale Weise zu Vermögen kommen. Und dass sie sich ihrer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung entziehen, zur Finanzieru­ng der Gemeinwese­n beizutrage­n, denen sie angehören. Enthüllung­en wie die Paradise Papers sind daher ein Weckruf für die Politik, die im Kampf gegen legale Steuerverm­eidung über Lippenbeke­nntnisse oft nicht hinauskomm­t. Die internatio­nale Staatengem­einschaft darf nicht akzeptiere­n, dass sich einige wenige eigene Regeln schaffen. Diese Art von unfairem Steuerwett­bewerb muss abgestellt werden. Konsequent und mit aller Härte, die das Recht hergibt.

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