Privatvermögen der Queen floss in die Karibik
Gelder sollen auch einer Handelskette gedient haben, der vorgeworfen wird, Kunden abzuzocken.
LONDON. Königin Elizabeth II. steht mit dem irischen Sänger Bono von U2 auf einer Palmeninsel, zwischen ihnen eine Schatzkiste gefüllt mit Münzen. „Du auch?“, fragt die Queen, erhält jedoch keine Antwort. Die Karikatur, die am Montag in der Londoner Zeitung „Evening Standard“erschien, bezieht sich auf den Skandal um die Paradise Papers, in dessen Fokus ausgerechnet auch die britische Monarchin gerückt ist.
Laut dem Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) hat die Queen Privatvermögen von rund zehn Millionen Pfund, umgerechnet etwa 11,3 Mill. Euro, in Anlagen auf den Cayman-Inseln sowie Bermuda investiert. Das Herzogtum Lancaster, das die Gelder der Royals verwaltet, bestätigte die Investitionen, betonte aber, alles sei „geprüft und legitim“. Doch ist es auch moralisch richtig? Diese Frage stellen sich derzeit die Briten. Der Oppositionschef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, sprach von Doppelmoral und forderte während einer Rede indirekt eine Entschuldigung der Königin.
Gleichzeitig sind sich Beobachter auf der Insel einig, dass weder Königin Elizabeth II. noch ein anderes Mitglied der Familie Windsor von der Art der Geldanlage gewusst haben. Zur privaten Verfügung stehen ihr die Überschüsse, die das Herzogtum Lancaster beispielsweise aus Immobilien und Ländereien erwirtschaftet. Darauf zahlt sie Steuern, wie regelmäßig betont wird – wie viel genau, ist aber unbekannt.
Vor allem ein Aspekt löste Empörung aus: So soll auch Geld an die Handelskette Brighthouse geflossen sein, die unter anderem Haushaltsgeräte und Elektronik „günstig“vermietet. So können Menschen, denen das Geld für größere Anschaffungen fehlt, Staubsauger oder Waschmaschinen für wenige Pfund pro Woche durch lange Ratenvereinbarungen erstehen. Doch das Unternehmen verlangt Wucherzinsen, sodass am Ende ausgerechnet die Ärmsten abgezockt werden. Das Thema beschäftigt bereits die britische Finanzaufsicht.