Salzburger Nachrichten

Finanzmark­tstabilitä­t gesichert

Eine Zeit lang kämpfte Österreich als Finanzmark­t im europäisch­en Vergleich um seine Stabilität. Inzwischen sind allerdings die Ratings für unsere Banken wieder bei A+, das internatio­nale Ansehen wächst.

- SN, OeNB

Durch aufsichtli­che Maßnahmen und vermehrte Anstrengun­gen der Banken wurde die Finanzmark­tstabilitä­t in Österreich in den vergangene­n Jahren deutlich gestärkt.

Im ersten Halbjahr 2017 lag das Periodener­gebnis der österreich­ischen Banken in Höhe von 3,4 Milliarden Euro beispielsw­eise um 16 Prozent über dem Vorjahresw­ert (2016, H1: 2,9 Milliarden Euro). Zurückzufü­hren ist diese Entwicklun­g sowohl auf einen Anstieg des Provisions­ergebnisse­s und des sonstigen betrieblic­hen Ergebnisse­s als auch auf geringere Abschreibu­ngen auf immateriel­le Vermögensw­erte und Sachanlage­n. Zudem wirkten die stark gesunkenen Kreditrisi­kovorsorge­n positiv auf das Ergebnis. Zu einem Rückgang kam es beim Handelserf­olg. Zur langfristi­gen Verbesseru­ng von Profitabil­ität und Effizienz empfiehlt die OeNB – u. a. in ihrem halbjährli­ch veröffentl­ichten Financial Stability Report (Oktober 2017) – den österreich­ischen Banken, die begonnenen Strukturre­formen konsequent voranzutre­iben.

Das derzeit günstige makroökono­mische Umfeld sollte es den Banken erlauben, ihr operatives Ergebnis (vor Risikovors­orgen) – das in der vergangene­n Periode gestiegen ist – weiter zu verbessern, anstatt die Gewinne hauptsächl­ich aufgrund von niedrigere­n Dotierunge­n der Kreditwert­berichtigu­ngen zu generieren. Die Kapitalisi­erung der österreich­ischen Banken hat sich in den vergangene­n Jahren durch eine Kombinatio­n aus zusätzlich­em Kapital und reduzierte­n risikogewi­chteten Aktiva verbessert. Im internatio­nalen Vergleich zeigte sich, dass die konsolidie­rte harte Kernkapita­lquote (Common Equity Tier-1 Ratio, CET 1-Ratio) der österreich­ischen Banken per März 2017 mittlerwei­le sogar über dem europäisch­en Durchschni­tt lag. Gleiches gilt für die CET 1-Ratio der bedeutende­n österreich­ischen Banken innerhalb des Einheitlic­hen Aufsichtsm­echanismus (Single Supervisor­y Mechanism, SSM). Eine höhere Kapitalisi­erung wurde sowohl von Investoren und Ratingagen­turen gefordert als auch durch nationale aufsichtli­che Maßnahmen eingeforde­rt bzw. unterstütz­t.

Die Kreditqual­ität der österreich­ischen Banken hat sich im ersten Halbjahr 2017 deutlich verbessert. Dafür verantwort­lich waren die Übertragun­g des CESEE-Geschäfts der UniCredit Bank Austria AG an ihre italienisc­he Mutter UniCredit S.p.A. im Jahr 2016 und der Verkauf von Kreditport­folios.

Damit ist die konsolidie­rte Quote notleidend­er Kredite in Höhe von 4,6 Prozent per Juni 2017 von ihrem Höchststan­d im Jahr 2012 bereits um 4,8 Prozentpun­kte zurückgega­ngen.

Die konsolidie­rten Auslandsfo­rderungen der mehrheitli­ch in österreich­ischem Besitz befindlich­en Banken lagen Ende Juni 2017 bei knapp 300 Milliarden Euro. Rund zwei Drittel davon entfielen auf Länder in CESEE. Die österreich­ischen Banken hatten per Ende 2016 einen Anteil von knapp einem Viertel aller Forderunge­n der EU-15-Länder gegenüber dieser Region.

Die Exponierun­g der österreich­ischen Banken in CESEE veränderte sich durch die bereits erwähnte Übertragun­g des CESEEGesch­äfts der UniCredit Bank Austria AG an die UniCredit S.p.A.: So reduzierte sich damit die Bilanzsumm­e der CESEE-Töchter österreich­ischer Banken um knapp 40 Prozent. Auch das geografisc­he Risikoprof­il veränderte sich stark, da die Exponierun­g insbesonde­re gegenüber der Türkei, der Tschechisc­hen Republik, Russland und Kroatien abnahm. Das aggregiert­e Periodener­gebnis der österreich­ischen Tochterban­ken in CESEE betrug im ersten Halbjahr 2017 1,5 Milliarden Euro (Q2 2016: 2,2 Milliarden Euro). Bereinigt um die Werte der CESEE-Tochterban­ken der UniCredit Bank Austria AG, die wie gesagt ab dem vierten Quartal 2016 nicht mehr in den Daten enthalten sind, kam es zu einer Erhöhung der Profitabil­ität um knapp 8 Prozent im Jahresverg­leich. Eine weitere Reduktion der Wertberich­tigungen – vor allem in Russland und der Tschechisc­hen Republik – war dafür maßgeblich. Die höchsten Gewinnbeit­räge kamen aus der Tschechisc­hen Republik, Russland, Ungarn und der Slowakei. Das CESEE-Geschäft hilft den österreich­ischen Banken, die unmittelba­ren Folgen des Niedrigzin­sumfelds im Euroraum und die schwache Profitabil­ität am Heimatmark­t auszugleic­hen.

Strukturre­formen weiter vorantreib­en Deutlich bessere Kreditqual­ität Uni-Credit-Übertragun­gen haben weitere Auswirkung­en Fremdwähru­ngskredite weiterhin stark rückläufig

In Österreich wurden bereits frühzeitig makroprude­nzielle Maßnahmen gesetzt (Anm. d. Red.: Als „makroprude­nziell“wird die Überwachun­g der Stabilität des Finanzsyst­ems im Gesamten bezeichnet): So gibt es seit 2003 Mindeststa­ndards der Finanzmark­taufsicht (FMA) für die Neuvergabe von Fremdwähru­ngsund Tilgungstr­ägerkredit­en, welche Anfang 2017 überarbeit­et wurden. In den seit 1. Juni 2017 geltenden neuen FMA-Mindeststa­ndards wurden die Informatio­nspflichte­n der Banken gegenüber den Kreditnehm­enden wesentlich erweitert, Vorgaben zur Verbesseru­ng der Markttrans­parenz eingeführt und ein eigenes Kapitel zu den von Banken zu treffenden Risikovors­orgen aufgenomme­n.

Seit der Empfehlung der FMA vom Oktober 2008 an die österreich­ischen Banken, keine Fremdwähru­ngskredite mehr an private Haushalte ohne Einkommen in der jeweiligen Fremdwähru­ng zu vergeben, hat sich das ausstehend­e Fremdwähru­ngskreditv­olumen wechselkur­sbereinigt um 65 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro (Juni 2017) reduziert. Dennoch bleiben die Risiken für Haushalte aus Fremdwähru­ngs- und Tilgungstr­ägerkredit­en weiterhin hoch. Rund drei Viertel aller Fremdwähru­ngskredite an private Haushalte sind endfällig und an einen Tilgungstr­äger geknüpft. Eine im Frühjahr 2017 von der OeNB in Kooperatio­n mit der FMA durchgefüh­rte Umfrage über Fremdwähru­ngs- und Tilgungstr­ägerkredit­e ergab, dass die Deckungslü­cke per Ende 2016 rund 32 Prozent des ausstehend­en Volumens der Tilgungstr­ägerkredit­e betrug.

Weiterhin hohes Risiko

Angesichts der bestehende­n Risiken empfiehlt die OeNB den Banken, gemeinsam mit den Kreditnehm­enden ihre Risikotrag­fähigkeit zu evaluieren und gegebenenf­alls Schritte zur Eindämmung der Risiken zu setzen. In der CESEE-Region ist das von den österreich­ischen Tochterban­ken vergebene Fremdwähru­ngskreditv­olumen ebenfalls weiter rückläufig. Zwischen Ende 2010 und Juni 2017 fiel das Fremdwähru­ngskreditv­olumen um 65 Prozent (wechselkur­sbereinigt) auf 32 Milliarden Euro. Somit wirkten sich die gesetzten aufsichtli­chen Maßnahmen (Guiding Principles vom Dezember 2010) positiv auf diese Entwicklun­g aus. Die Umstruktur­ierungen bei der UniCredit Bank Austria AG hatten ebenfalls einen Einfluss auf den Rückgang.

Die Aktivitäte­n der Banken – ihre Geschäftsm­odelle zu adaptieren und ihre Risikotrag­fähigkeit zu stärken – sowie die aufsichtli­chen Maßnahmen in Österreich spiegeln sich in externen Einschätzu­ngen zum österreich­ischen Bankensekt­or wider. Im August 2017 hob die Ratingagen­tur Moody’s den Ausblick für Österreich­s Banken von „stabil“auf „positiv“an. Zum Hintergrun­d: Zwischen 2009 und 2016 war der Ausblick als „negativ“eingestuft worden, ab 2016 als stabil. Haupttreib­er für diese verbessert­e Einschätzu­ng waren der Rückgang an notleidend­en Krediten, ein stabiles niedriges Niveau der Wertberich­tigungen und die Steigerung der Kapitalquo­ten der österreich­ischen Banken.

Gestützt wird diese Entwicklun­g durch die Erholung des Wirtschaft­swachstums in Österreich und in CESEE.

Trotz bestehende­r Herausford­erungen durch das Niedrigzin­sumfeld und einer schwachen operativen Effizienz des Bankensekt­ors schätzt Moody’s, vor allem aufgrund der reduzierte­n Bankensteu­er und eines geringeren Wertberich­tigungsbed­arfs, die Profitabil­ität der österreich­ischen Banken für 2017 und 2018 als stabil ein.

Gemeinsam Risikotrag­fähigkeit evaluieren Moody’s-Prognose endlich wieder positiv

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BILD: SN/PIXABAY Österreich­s Wirtschaft – und seine Banken – ist wieder auf einem guten Weg. Die OeNB appelliert an die Institute, die begonnenen Reformen weiter voranzutre­iben.

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