Salzburger Nachrichten

Salzburg – oder die Angst vor dem Nichts

16 Stunden braucht’s, ehe uns die Polizei über eine Gewalttat informiert.

- Heinz Bayer HEINZ.BAYER@SN.AT

Presseauss­endung der Polizei Salzburg:

„In der Nacht auf den 2. Nov. verschafft­en sich zwei unbekannte Täter in ein Bauernhaus in Seekirchen Zutritt. Die im Erdgeschos­s schlafende­n Hausbewohn­er, welche auf Grund des eingeschal­teten Lichtes wach wurden, wurden (…) von den Tätern überwältig­t. Ein Täter, welcher mit einem Brecheisen bewaffnet war, nahm die 54-jährige Frau in den Würgegriff und zerrte sie aus dem Bett. Der zweite Täter, welcher mit einem Schraubend­reher bewaffnet war, stürzte sich auf den 63-jährigen Mann und kniete sich auf dessen Hals. Die Salzburger­in schrie mehrmals um Hilfe, setzte sich heftig zur Wehr, so dass ihre im ersten Stock schlafende 24-jährige Tochter und deren 25-jähriger Gatte aufwachten. Der Schwiegers­ohn begab sich zur Treppe, woraufhin die Täter aus dem Schlafzimm­er kamen und ihn mit einer Faustfeuer­waffe bedrohten. Der Schwiegers­ohn wich zurück und rief lautstark ,Hilfe, Hilfe, Polizei!‘ (…) Nachdem der Mann die Täter anschrie und angab, dass die Polizei bereits verständig­t wurde, ergriffen die Täter, ohne Beute, in unbekannte Richtung die Flucht (…). Eine sofort eingeleite­te Fahndung der eintreffen­den Streifen verlief negativ.“Die Öffentlich­keit wurde 16 Stunden später (!), am 2. 11. um 17.46 Uhr, informiert. Da waren die Verbrecher über alle Berge. Es gab keine Eilmeldung, keine Warnung, dass derartige Gewalttäte­r durch die Gegend streunen. Da war nur das blanke Nichts.

Um es klarzustel­len: Dies ist kein Ruf nach einem Polizeista­at. Obwohl wir die Polizei nicht nur bei Radarmessu­ngen, sondern auch bei anderer Gelegenhei­t gern öfter auf Straßen und Plätzen sehen würden. Aber: Es kann in digitalen Zeiten nicht sein, dass über Gefahren irgendwann einmal berichtet wird. Weil der Dienstweg lang und „Vurschrift“halt „Vurschrift“ist.

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