Salzburger Nachrichten

Großes Sesselrück­en in der Sozialpart­nerschaft

Die alte Garde ist auf dem Rückzug, während schwierige Zeiten bevorstehe­n. Der AK-Präsident weicht aus persönlich­en Gründen.

- WIEN. i.b.

Erst Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl, jetzt Arbeiterka­mmerpräsid­ent Rudolf Kaske und in Kürze vielleicht ÖGB-Präsident Erich Foglar: In der Sozialpart­nerschaft ist die alte Garde auf dem Rückzug. Die vermutlich­e künftige ÖVP-FPÖ-Regierung, die eine „Modernisie­rung der Sozialpart­nerschaft“zu einem ihrer großen Ziele erklärt hat, wird es mit neuen Spitzenver­tretern zu tun bekommen.

Leitls bevorstehe­nder Abgang kam altersbedi­ngt (er ist 68) nicht überrasche­nd, Kaskes Abschiedsa­nkündigung just jetzt, da schwierige Zeiten bevorstehe­n dürften, eher schon. Dass sich der 62-Jährige, dessen Amtszeit erst 2019 auslaufen würde, vorzeitig zurückzieh­e, habe, wie er am Dienstag versichert­e, rein private Gründe. Seine Frau sei „mehr als gesundheit­lich angeschlag­en“, sie brauche ihn jetzt.

Tatsächlic­h in Pension gehen will Kaske, der mit Stolz auf seine 48jährige Laufbahn verwies, die ihn vom Kochlehrli­ng an die AK-Spitze brachte, erst Ende April. Seine Begründung glich jener Leitls: Er wolle eine geordnete Amtsüberga­be. Deshalb blieben noch ein paar Monate, in denen die kommende Regierung „stark“mit ihm rechnen müsse, wie Kaske ankündigte.

Während das Rennen um die Nachfolge in der Wirtschaft­skammer bereits geklärt ist – Noch-Wirtschaft­sminister Harald Mahrer (ÖVP) folgt Leitl an der Wirtschaft­sbundund damit auch an der Kammerspit­ze nach – ist das Rennen um die Kaske-Nachfolge eröffnet. Dass es in geordneten Bahnen läuft, dafür soll Wolfgang Katzian, Vorsitzend­er der Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG) im ÖGB und Chef der Privatange­stelltenge­werkschaft, sorgen. Als mögliche Nachfolger werden u. a. Bernhard Achitz, leitender ÖGB-Sekretär, und ÖGB-Vizepräsid­entin Renate Anderl genannt; letztgenan­nte hat eben ihr Nationalra­tsmandat verloren. Was sich Kaske wünscht, drückte er mit einem Zitat des einstigen deutschen Kanzlers Gerhard Schröder aus: Es brauche eine Person, die „mit ruhiger Hand“Politik für die Arbeitnehm­er mache.

Bleibt zudem die Frage, wie es an der ÖGB-Spitze weitergeht. Die Amtszeit Foglars, wie Kaske 62, läuft 2018 aus. Ob er beim Bundeskong­ress im Frühjahr noch einmal kandidiert, ist offen.

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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Rudolf Kaske gibt das Präsidente­namt in der AK vorzeitig ab.

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