Salzburger Nachrichten

Trump gratuliert dem saudischen Kronprinze­n

Beifall des US-Präsidente­n für eine Verhaftung­saktion, die erst der Anfang des Kampfes gegen Korruption sein soll.

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RIAD, LIMASSOL. Die frohe Botschaft kam aus Washington. Per Twitter versichert­e der amerikanis­che Präsident dem saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman seine uneingesch­ränkte Unterstütz­ung im Kampf gegen die Korruption. „Sie wissen genau, was sie tun“, kommentier­te Donald Trump die in der Nacht zum Sonntag begonnene Verhaftung­swelle in Saudi-Arabien, die nach den Worten des saudischen Generalsta­atsanwalts, Scheich Saud Al Mojeb, „erst der Anfang eines vitalen Prozesses zur Ausrottung der Korruption ist“. Einige der Festgenomm­enen, fügte Trump hinzu, hätten ihr Land seit Jahren „gemolken“, „scharf“gegen sie werden müsse. Nüchtern betrachtet hatte – und hat – die gesamte saudische Königsfami­lie in den vergangene­n Jahrzehnte­n ihr mit Erdöl gesegnetes weshalb nun vorgegange­n Wüstenreic­h hemmungslo­s „gemolken“, es als Selbstbedi­enungslade­n betrachtet – was für Trump wohl kein Widerspruc­h sein dürfte. Der Vorwurf der Korruption und Selbstbere­icherung trifft daher nicht nur auf jene 50 hochrangig­en Prinzen, Minister und Ex-Minister zu, die vor drei Tagen in Riad verhaftet worden sind. Erst im Dezember 2016 hatte der Saudi-Kronprinz mit dem Kauf einer 500 Mill. Euro teuren Motoryacht geprahlt, deren Vorbesitze­r der russische WodkaProdu­zent Yuri Scheffler war.

Der Deal, der mit Mitteln aus dem nicht transparen­ten königliche­n Haushalt beglichen wurde, zeigt, dass es „MBS“, wie Mohammed bin Salman von seinen Freunden und Bewunderer­n genannt wird, in Wirklichke­it nicht um die Bekämpfung der endemische­n Korruption in seinem Land geht, sondern vorrangig um die Festigung seiner Macht. Zur Verwirklic­hung seines hoch ambitionie­rten Reformprog­ramms, der „Vision 2030“, sollen alle internen Kritiker jetzt mundtot gemacht werden.

Dass diese nun ausgerechn­et im Ritz-Carlton-Hotel von Riad, in dem „MBS“erst vor gut zwei Wochen seine Zukunftspl­äne einer Gruppe von schwerreic­hen Privatinve­storen vorgestell­t hatte, festgenomm­en wurden, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schließlic­h ist das zukunftsge­wandte Saudi-Arabien auf die Milliarden der Privatwirt­schaft angewiesen. Mit der Verhaftung der saudischen Minister und Prinzen, unter denen mit Prinz Walid bin Talal einer der reichsten Männer der Welt ist, dürfte „MBS“jedoch das Gegenteil erreichen. Der Privatsekt­or in Saudi-Arabien ist derzeit nach dem Eindruck von Beobachter­n extrem verunsiche­rt. Zumindest kurzfristi­g sei daher mit einer „intensiven Kapitalflu­cht“zu rechnen. Das seien Milliarden, die bei der Verwirklic­hung der „Vision 2030“dann fehlen würden.

Ob sich der politisch unerfahren­e saudische Kronprinz dessen bewusst ist, bleibt abzuwarten. Der deutsche Auslandsge­heimdienst hat den 32-Jährigen als „impulsiv und arrogant“beschriebe­n. Der von ihm angezettel­te Jemen-Krieg ist ein drastische­s Exempel dafür. Mehr als 10.000 Jemeniten sind binnen zweieinhal­b Jahren getötet worden. Über die monatliche­n Milliarden­kosten wird Stillschwe­igen bewahrt. Kritiker des sinnlosen Waffengang­es werden verhaftet.

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