Die Schwedenbomben-Papers: Kulinarisch und historisch betrachtet
Für die einen ist es ein mit Schokolade überzogener Eiweißschaum. In Wahrheit aber ist es ein Thriller namens „Kolumbus-Code“.
Die Paradise Papers brachten Ungeheures ans Tageslicht: Unsere süßen Schwedenbomben sind ein internationales Geflecht. Man hätte den Braten schon vor Jahren riechen können. Sie erinnern sich: Da wurde heftig darüber diskutiert, ob Negerküsse politisch korrekt sind. Dabei war der Negerkuss schon eine liebevollere Übersetzung von „Tête de nègre“(Negerkopf). So hieß der mit Schokolade überzogene Eiweißschaum im 19. Jahrhundert in Frankreich, wo er erfunden wurde. Das französische „nègre“kommt ja vom lateinischen „niger“. Und das heißt nicht mehr und nicht weniger als – richtig geraten – „schwarz“.
Womit wir beim Schwarzgeld und Steueroasen wären. Oder zumindest bei undurchsichtigen Geschäftsmodellen wie bei den Schwedenbomben von Niemetz mit Sitz in Wien. Diese Firma wurde ja von der Heidi Chocolat Suisse AG mit Sitz im Kanton Zug gerettet. Diese Schweizer AG wiederum ist im Besitz der Kex Confectionary SA mit Sitz in Rumänien. Von der rumänischen Firma gehören 99,99 Prozent der Kex Confectionary LP. Die befindet sich auf Malta. Jetzt werden Sie sich fragen: Wo ist der Rest der 100 Prozent? Ganz einfach: 1999 Anteile sind bei der der Oryxa Capital LP auf den Cayman-Inseln gelandet.
Bleibt noch ein Anteil (als Zahl: 1 Anteil) übrig sowie 0,01 Prozent. Über den einen Anteil an der Oryxa Capital LP verfügt eine ebenfalls auf den Cayman-Inseln ansässige Firma namens Oryxa Capital Limited. Die kontrolliert auch noch 0,01 Prozent der rumänischen Kex Confectionary SA. Alles klar?
Jetzt denken Sie vielleicht: Das ist ein Wirtschaftsthema. Was kümmert das die Teufelsküche? Da haben Sie recht. Aber die Zusammenhänge sind komplexer, als die meisten denken: Wenn etwa ein Bayer sagt, dass er in die Wirtschaft geht, dann will er ins Gasthaus. Er hat also Durst und Hunger. Kurz: Er will genießen. Und auf dieses Bedürfnis nach Genuss gehen auch die Steueroasen in der Karibik zurück. Sogar die USA samt ihrem Fast Food sind nur dem verschachtelten Streben Europas nach Genuss zu verdanken: Kolumbus war ja ein Italiener, der im Auftrag von Spanien 1492 unabsichtlich Amerika entdeckte – sich aber in Indien wähnte. Nach Indien wollte er wegen der Gewürze. Da sieht man, was herauskommt, wenn man nur ans Essen denkt.
Gestalten wir also in Zukunft unsere Handlungen so klar wie möglich. Schon Nietzsche wusste: „Wer sich tief weiß, bemüht sich um Klarheit. Wer der Menge tief scheinen möchte, bemüht sich um die Dunkelheit.“
Womit wir zum Schluss wieder bei Schwarz angelangt wären und der Erkenntnis: Vom pazifistischen Standpunkt her ist mir ein Negerkuss viel lieber als eine Schwedenbombe.