Steuersparmodelle für Konzerne und Rockstars
Laut Schätzungen verliert Europa 60 Milliarden Euro im Jahr, weil Konzerne Steueroasen nützen. Auch U2-Sänger Bono steht am Pranger.
Der irische Rocksänger Bono hat sich „erschüttert“über Erkenntnisse aus den „Paradise Papers“gezeigt, wonach er Investitionen über Firmen in Steueroasen tätigte. Etwas, das „alles andere als vorbildlich war“, sei unter seinem Namen getan worden, erklärte Bono gegenüber der britischen Zeitung „Guardian“und der BBC. Der Frontmann der Rockband U2 bezeichnete sich als „passiven Minderheitsinvestor“und betonte, ihm sei versichert worden, dass die Firmen die Steuergesetze einhalten.
Der 57-jährige Sänger, der sich seit Jahren für den Kampf gegen Armut in Entwicklungsländern einsetzt, begrüßt die neuen Enthüllungen über Steuertricks von Firmen. Er fordert öffentlich zugängliche Register in den Steuerparadiesen.
Bono, mit richtigem Namen Paul David Hewson, investierte über Firmen in den Steuerparadiesen Malta und Guernsey in ein Einkaufszentrum in Litauen. Laut der „Süddeutschen Zeitung“zahlte das Einkaufszentrum in den zehn Jahren seines Bestehens keine Gewinnsteuern, obwohl es von 2013 bis 2016 jährlich rund 100.000 Euro Profit gemacht haben soll. Die Vermögensverwaltung der weltbekannten Rockband U2 wurde nach früheren Berichten 2006 in die Niederlande verlegt, als in Irland Steuerprivilegien für Künstler geändert wurden.
Der EU entgehen einem Bericht zufolge rund 60 Milliarden Euro pro Jahr an Steuereinnahmen, weil internationale Konzerne wie Apple und Nike ihre Gewinne in Steueroasen verschieben. Wie die „SZ“unter Berufung auf Berechnungen des französischen Wirtschaftswissen- schafters Gabriel Zucman berichtete, entgeht der EU ein Fünftel ihrer Einnahmen aus Unternehmensteuern durch solche Steuertricks. Deutschland sei mit jährlich rund 17 Mrd. Euro Ausfall besonders betroffen. Die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer könnten demnach 32 Prozent höher liegen als bisher. In Frankreich liegt der Wert laut Zucman bei 25 Prozent, in Großbritannien bei 20 Prozent und Österreich 13 Prozent.
Die EU-Kommission arbeitet seit April 2016 an einer „Schwarzen Liste“der Steueroasen – 60 Ländern wurde mit der Aufnahme gedroht. Auslöser war das Auffliegen der „Panama Papers“. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici will die Liste bis Jahresende fertigstellen.