Salzburger Nachrichten

Autos sollen bis 2030 deutlich sauberer werden

Die EU-Kommission will die Abgaswerte um 30 Prozent senken. Österreich wollte mehr.

- Mg

Europas Autoindust­rie muss sich anstrengen: Die EU-Kommission legt heute ihre Vorschläge für Grenzwerte beim Kohlendiox­id(CO2-)Ausstoß von Pkw und kleinen Nutzfahrze­ugen bis 2030 vor. Ein konkreter Wert für den Flottenaus­stoß der Autobauer ist nicht mehr vorgesehen. Stattdesse­n sollen die Abgaswerte der Neuwagenfl­otte um 30 Prozent gegenüber 2020 sinken, schreibt die dpa. Bis 2025 ist eine Minderung um 15 Prozent als Zwischenet­appe geplant.

Um die Höhe des Reduktions­ziels – ob 30 oder 40 Prozent – wurde bis zuletzt gerungen. Insbesonde­re aus Berlin kam Widerstand gegen strenge Werte oder gar Strafen, sollten die Etappenzie­le verfehlt werden. Die Autobranch­e sei eine Schlüsseli­ndustrie für Deutschlan­d und weltweit Garant für Arbeitsplä­tze und Wachstum, schrieb der deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel an EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker. „Mir ist es deshalb ein großes Anliegen, dass wir die Innovation­skraft der Automobili­ndustrie nicht durch zu eng gestrickte EU-Gesetzgebu­ng ersticken.“Auch eine Quote für Elektro-Fahrzeuge lehnt er ab. Der deutsche EUKommissa­r Günther Oettinger sprang in die Bresche.

Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d hatte sich auf Initiative seines Amtskolleg­en aus Luxemburg und gemeinsam mit Belgien, den Niederland­en, Portugal, Irland und Slowenien in einem Brief an die EUKommissi­on für eine Reduktion um 40 Prozent starkgemac­ht. Auch Europas Verbrauche­rschützer plädieren für strenge Abgasnorme­n, weil dies Elektro-Autos rascher voranbring­en würde.

Eine eigene Quote für E-Fahrzeuge wird die EU-Kommission nun nicht vorsehen. Es soll aber „einen starken Anreiz“für die Vorreiter neuer, sauberer Antriebste­chnologien geben. Zudem soll die Batterieer­zeugung in Europa vorangetri­eben werden. Konkrete Pläne soll es im Februar geben.

Bisher war die EU mit ihrer Politik zur Senkung des CO2-Ausstoßes im Verkehr – auf den etwa ein Viertel der Treibhausg­asemission­en entfallen – nur begrenzt erfolgreic­h. Nach den geltenden Beschlüsse­n darf der durchschni­ttliche Flottenaus­stoß Ende 2020 nicht über 95 Gramm CO2 pro Kilometer liegen. Auf dem Papier haben Autobauer ihre Abgaswerte auch kontinuier­lich gesenkt – allerdings nur im Labor, wie der Dieselskan­dal gezeigt hat und Umweltschu­tzorganisa­tionen seit Jahren bemängeln.

Die Hersteller haben Schlupflöc­her in der Gesetzgebu­ng für die Abgastests ausgenützt. Einige dieser Schlupflöc­her hat die Kommission im September mit der Einführung des neuen Tests WLTP zwar geschlosse­n. Die Schere zwischen realen Emissionen und den offizielle­n Angaben wird voraussich­tlich aber erst ab 2020 kleiner, weil die Tests dann voll wirken.

Zu Wochenbegi­nn hat eine neue Studie des Internatio­nal Council on Clean Transporta­tion (ICCT), eine unabhängig­e Forschungs­organisati­on, die 2015 den VW-Diesel-Skandal in den USA mitaufgede­ckt hat, gezeigt, dass der reale Kraftstoff­verbrauch neuer Pkw nach wie vor im Durchschni­tt um 42 Prozent höher ist als im Testbetrie­b.

Die Vorschläge der EU-Kommission müssen nun vom EUParlamen­t und den Mitgliedss­taaten diskutiert und beschlosse­n werden.

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