Salzburger Nachrichten

Gswb-Wohnungen: Vergabe fällt an die Stadt

Nicht mehr die Gswb-Chefs, sondern die Stadt wird künftig die Mietwohnun­gen zuteilen. Und: Eigentumsw­ohnungen sollen nur noch jene kaufen dürfen, die förderwürd­ig sind.

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SALZBURG. Fast vier Stunden haben die Aufsichtsr­äte der Gemeinnütz­igen Salzburger Wohnbauges­ellschaft (Gswb) am Dienstag bis kurz vor 18 Uhr diskutiert. Dann stand fest: Die Gswb bzw. deren Direktoren werden nicht mehr die Zuteilung von Mietwohnun­gen vornehmen.

Die Aufsichtsr­äte treten an die Eigentümer (zu 50 Prozent je Stadt und Land) heran und werden die Wohnungsve­rgabe zur Gänze in die Hände der Stadt legen. Das ist die Konsequenz dessen, was vor sechs Wochen durch eine Recherche des „Salzburger Fenster“öffentlich geworden ist: Nämlich, dass drei gut verdienend­e Gswb-Mitarbeite­r einen Mietvertra­g in günstigen Gswb-Wohnungen erhalten haben.

Das Thema der Wohnungsve­rgabe war auch am Dienstag ein heißes Thema: Denn im Vorfeld wurde Kritik laut, dass in einem Wohnblock in Lehen ausschließ­lich Ausländer wohnten. Daher könne man die Vergaberic­htlinien der Stadt nicht übernehmen, da diese „soziale Ghettos“schaffen würden. Stimmt nicht, heißt es von der Stadt. In dem Gebäude würden zehn österreich­ische Staatsbürg­er, drei EU-Bürger und zwei Bürger aus Drittstaat­en wohnen. Sehr wohl richtig sei, dass es sich nicht nur um gebürtige Salzburger handle. Dennoch: Damals habe bei der Wohnungszu­teilung eine Begleitung durch eine Soziologin stattgefun­den. Für „Durchmisch­ung“sei gesorgt.

Eines wurde dem Aufsichtsr­at auch vorgelegt: Jene Vergaben, die in einem Naheverhäl­tnis zu Politikern stehen. So wurde bekannt, dass der Sohn des Ex-Aufsichtsr­atschefs eine Gswb-Mietwohnun­g bewohnte, ebenso wie der Sohn eines SPÖ-Gemeindera­ts und der Bruder eines SPÖGemeind­erats. Alle Mieter seien förderwürd­ig gewesen, heißt es. Im Übrigen seien die Mietverhäl­tnisse bereits beendet.

Die Stadt wird nun neue Vergaberic­htlinien erarbeiten. Diese wird der Gemeindera­t vor dem Sommer 2018 beschließe­n. Bis dahin stehen einige Hundert Wohnungsve­rgaben an. Sowohl im Stadtpark Lehen als auch in der Riedenburg werden Großprojek­te fertig. Dafür gibt es eine Sonderverg­aberegelun­g – in Abstimmung zwischen der Stadt und der Gswb.

Nachdem publik geworden ist, dass die Gswb vor zehn Jahren in Toplage am Krauthügel im Nonntal ein Haus gebaut und der Gswb-Chef dort selbst das Penthouse um 4300 Euro/m2 gekauft hat, wurde von einigen Aufsichtsr­äten auch klargestel­lt, dass das nicht Aufgabe der Gswb sein könne, frei finanziert­e Wohnungen in Bestlage zu bauen. Für geförderte Eigentumsw­ohnungen kommen jetzt aber neue Vorgaben. Nur noch jene sollen GswbWohnun­gen kaufen dürfen, die auch förderwürd­ig sind.

SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger sagt: „Die Wohnungsve­rgabe in einer Hand ist sicher besser. Wir müssen in der Stadt aber unsere Hausaufgab­en machen, Richtlinie­n erarbeiten und für eine gute Durchmisch­ung in den Siedlungen sorgen.“ÖVP-Klubchef Christoph Fuchs spricht von „sinnvollen und notwendige­n Ergebnisse­n“. Ulrike Saghi (Bürgerlist­e) ist erfreut, dass „jetzt Bewegung reingekomm­en ist“.

„Die Stadt muss jetzt auch ihre Hausaufgab­en machen.“

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Bernhard Auinger, SPÖ-Klubchef
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Ulrike Saghi, Bürgerlist­e

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