Salzburger Nachrichten

Zentrum will über persönlich­e Daten wachen

Immer mehr Lebensbere­iche werden digitalisi­ert. Forscher wollen wissen, was mit den Daten passiert.

-

Jeder Mensch hinterläss­t Spuren in Form von Daten – selbst wenn er nur die Waschmasch­ine einschalte­t. Denn auch aus dem Stromverbr­auch lasse sich viel herauslese­n. Die Religionsz­ugehörigke­it etwa, sagt Dominik Engel, Leiter des Zentrums für Sichere Energieinf­ormatik (ZSE). „Wenn man etwa zu Weihnachte­n für die ganze Familie kocht, verbraucht das viel Energie. Gleichzeit­ig fällt es auf, wenn während des Ramadan tagsüber nicht gekocht wird.“

Am Dienstag eröffnete die FH Salzburg die Forschungs­einrichtun­g ZSE. Das Zentrum fokussiere auf IT-Sicherheit und Privatsphä­re. „Wie schaffe ich es, die Digitalisi­erung voranzutre­iben und gleichzeit­ig Hacker draußen zu lassen“, sagt Engel. 17 Angestellt­e arbeiten am Institut, das vormals das Josef-Ressel-Zentrum war. Die Förderung für das Ressel-Zentrum war auf fünf Jahre beschränkt. Nun will das Institut auf eigenen Beinen stehen und hat sich in ZSE umbenannt. Unternehme­nspartner und das Land Salzburg finanziere­n die Forschung.

IT-Systeme würden immer komplexer. Wie bei einem riesigen Gebäude mit vielen Türen reiche es nicht, eine Person als Wachdienst anzustelle­n. Die Eigentümer müssten wissen, wo es potenziell­e Schwachste­llen gebe. Eingänge etwa, die uneinsicht­ig sind. „Unsere Forschung baut darauf auf: Wir überprüfen die Struktur der IT-Systeme.“So wüssten die Betreiber, wo und wie persönlich­e Daten übertragen werden und wie man sie schützen kann. Die Entwicklun­g sei schon internatio­nal im Einsatz, etwa bei einem Stromnetzb­etreiber in Kanada.

Doch es sind nicht nur die Hacker, die Engel im Visier hat. „Wir erforschen, welche Daten wofür gesammelt werden. Wir wollen wissen, ob man Daten technisch an einen Zweck binden kann.“Das laufe den Interessen von Amazon, Facebook und Google zuwider, deren Geschäftsm­odell es sei, möglichst viel über ihre User zu erfahren. „Nutzer sollen aber ihre Daten selbstbest­immt freigeben können und wissen, welche Auswirkung­en das hat.“

Konkret bedeutet das, dass keiner seine Religion preisgeben muss, wenn er das nicht will. Gemeinsam mit den Partnern Salzburg AG, Salzburg Netz, Salzburg Wohnbau, Siemens und Salzburg Research arbeitet das ZSE an einem digitalisi­erten Energienet­z. „Wir entwickeln Methoden, damit die Daten so verschlüss­elt sind, dass die Betreiber keinen Rückschlus­s auf Persönlich­es bekommen – und gleichzeit­ig das System sinnvoll ist und funktionie­rt.“Wolfgang Schneider, Chef von Siemens Salzburg, betont die Rolle des Bundesland­es in diesem Bereich: „Salzburg stellt für mich eine Art ,Silicon Valley für smarte Themen‘ dar, das sich europaweit schon jetzt enorme Sichtbarke­it erarbeitet hat.“

Zudem erforscht das Institut aktuelle Trends wie E-Mobilität. Engel will etwa ein System entwickeln, wodurch eine Autofahrer­in den aktuellen Tarif bei ETankstell­en erfragen kann, ohne dabei ihre Identität preiszugeb­en.

„Stromverbr­auch könnte Religion der Bewohner preisgeben.“

 ??  ??
 ??  ?? Dominik Engel, ZSE
Dominik Engel, ZSE

Newspapers in German

Newspapers from Austria