Um nicht den Bach hinunterzugehen
Der Einstieg des Landes als Hotelbesitzer in Bad Gastein birgt viele Risiken. Doch er erscheint als die einzig mögliche Lösung für den historischen Ortskern am Wasserfall.
Es gibt Probleme, die sind so verfahren, dass man fast nichts richtig machen kann. In diesen Fällen hilft: Machen, was man für richtig hält.
Dafür hat sich der Landeshauptmann in Bad Gastein entschieden. Er hat um sechs Millionen Euro aus dem Wirtschaftsbudget drei leer stehende und verfallende Hotels im Ortszentrum gekauft. Das Hotel Straubinger, das Badeschloss und das Postgebäude gehören nicht mehr dem Wiener „Garagenkönig“beziehungsweise dessen Nachfahren, sondern dem Land Salzburg. Mit dem Deal zieht sich Wilfried Haslauer (ÖVP) die Kritik zu, er verschaffe Wiener Immobilienspekulanten mit Steuergeld einen ansehnlichen Gewinn. Das mag stimmen. Aber der Kauf durch das Land eröffnet Bad Gastein wieder Handlungsspielraum.
Fast zwei Jahrzehnte mussten die Bad Gasteiner ohnmächtig zusehen, wie Teile des historischen Zentrums verfielen. Wie der Ort, obwohl eine der erfolgreichsten Tourismusdestinationen Österreichs, zum Synonym „morbiden Charmes“und verblichener imperialer Größe wurde. Jetzt haben sie – ausgehend von den drei vom Land erworbenen Objekten am Straubingerplatz – die Chance, wieder neues Leben in das historische Zentrum zu bringen. Denn wenn es eine Lehre aus dem lange währenden Stillstand und fortschreitenden Verfall gibt, dann diese: Verlasse dich niemals auf Rettung von außen.
Darin liegt auch diesmal die größte Gefahr. Haslauer hat den aus Linz stammenden Wiener Unternehmer Erhard Grossnigg als Partner und Projektentwickler geholt. Der soll binnen zwei Jahren Investoren und Betreiber für die leer stehenden Hotels finden. Das ist fast alles, was man bisher weiß. Viel ist es nicht. Und natürlich nährt die
Haslauer ist den Steuerzahlern ein paar Antworten schuldig
Ungewissheit die Befürchtung, Filetstücke Bad Gasteins könnten ins Ausland verkauft oder neuerlich Spekulationsinteressen geopfert werden. Je früher sich die Gasteiner Hoteliers und Touristiker daher mit eigenen Ideen und Projekten melden, desto besser.
Dass diesmal tatsächlich kräftig investiert werden könnte, darauf deutet der Name Hans Peter Haselsteiner hin. Für dessen Familienprivatstiftung hatte Projektentwickler Grossnigg bereits vor längerer Zeit das Haus Sponfeldner gekauft. Es wird also im Interesse des Industriellen liegen, dass es touristisch aufwärtsgeht in Bad Gasteins Zentrum.
Doch das ist reine Spekulation. Wie es eine Reihe ungeklärter Fragen gibt. Besitzt das Land eine Garantie, dass es die Immobilien nach zwei Jahren ohne Verlust wieder loswird?
Das Land hat eine Immobilien GmbH für die Vermarktung der drei Objekte am Straubingerplatz gegründet. Wie sieht deren Konstruktion und Aufgabengebiet genau aus? Warum wurde der Job des Geschäftsführers nicht ausgeschrieben?
Und: Gibt es Nebenabsprachen mit Grossnigg oder Haselsteiner?
Haslauer ist dem Steuerzahler ein paar Antworten schuldig. Der Kauf der drei Hotels birgt fraglos finanzielle Risiken für das Land. Dennoch ist er die einzig möglich erscheinende Lösung, um den Stillstand in Bad Gastein zu beenden. Und dafür zu sorgen, dass der historische Ortskern am Wasserfall nicht den Bach hinuntergeht.