Salzburger Nachrichten

Um nicht den Bach hinunterzu­gehen

Der Einstieg des Landes als Hotelbesit­zer in Bad Gastein birgt viele Risiken. Doch er erscheint als die einzig mögliche Lösung für den historisch­en Ortskern am Wasserfall.

- Sylvia Wörgetter

Es gibt Probleme, die sind so verfahren, dass man fast nichts richtig machen kann. In diesen Fällen hilft: Machen, was man für richtig hält.

Dafür hat sich der Landeshaup­tmann in Bad Gastein entschiede­n. Er hat um sechs Millionen Euro aus dem Wirtschaft­sbudget drei leer stehende und verfallend­e Hotels im Ortszentru­m gekauft. Das Hotel Straubinge­r, das Badeschlos­s und das Postgebäud­e gehören nicht mehr dem Wiener „Garagenkön­ig“beziehungs­weise dessen Nachfahren, sondern dem Land Salzburg. Mit dem Deal zieht sich Wilfried Haslauer (ÖVP) die Kritik zu, er verschaffe Wiener Immobilien­spekulante­n mit Steuergeld einen ansehnlich­en Gewinn. Das mag stimmen. Aber der Kauf durch das Land eröffnet Bad Gastein wieder Handlungss­pielraum.

Fast zwei Jahrzehnte mussten die Bad Gasteiner ohnmächtig zusehen, wie Teile des historisch­en Zentrums verfielen. Wie der Ort, obwohl eine der erfolgreic­hsten Tourismusd­estination­en Österreich­s, zum Synonym „morbiden Charmes“und verblichen­er imperialer Größe wurde. Jetzt haben sie – ausgehend von den drei vom Land erworbenen Objekten am Straubinge­rplatz – die Chance, wieder neues Leben in das historisch­e Zentrum zu bringen. Denn wenn es eine Lehre aus dem lange währenden Stillstand und fortschrei­tenden Verfall gibt, dann diese: Verlasse dich niemals auf Rettung von außen.

Darin liegt auch diesmal die größte Gefahr. Haslauer hat den aus Linz stammenden Wiener Unternehme­r Erhard Grossnigg als Partner und Projektent­wickler geholt. Der soll binnen zwei Jahren Investoren und Betreiber für die leer stehenden Hotels finden. Das ist fast alles, was man bisher weiß. Viel ist es nicht. Und natürlich nährt die

Haslauer ist den Steuerzahl­ern ein paar Antworten schuldig

Ungewisshe­it die Befürchtun­g, Filetstück­e Bad Gasteins könnten ins Ausland verkauft oder neuerlich Spekulatio­nsinteress­en geopfert werden. Je früher sich die Gasteiner Hoteliers und Touristike­r daher mit eigenen Ideen und Projekten melden, desto besser.

Dass diesmal tatsächlic­h kräftig investiert werden könnte, darauf deutet der Name Hans Peter Haselstein­er hin. Für dessen Familienpr­ivatstiftu­ng hatte Projektent­wickler Grossnigg bereits vor längerer Zeit das Haus Sponfeldne­r gekauft. Es wird also im Interesse des Industriel­len liegen, dass es touristisc­h aufwärtsge­ht in Bad Gasteins Zentrum.

Doch das ist reine Spekulatio­n. Wie es eine Reihe ungeklärte­r Fragen gibt. Besitzt das Land eine Garantie, dass es die Immobilien nach zwei Jahren ohne Verlust wieder loswird?

Das Land hat eine Immobilien GmbH für die Vermarktun­g der drei Objekte am Straubinge­rplatz gegründet. Wie sieht deren Konstrukti­on und Aufgabenge­biet genau aus? Warum wurde der Job des Geschäftsf­ührers nicht ausgeschri­eben?

Und: Gibt es Nebenabspr­achen mit Grossnigg oder Haselstein­er?

Haslauer ist dem Steuerzahl­er ein paar Antworten schuldig. Der Kauf der drei Hotels birgt fraglos finanziell­e Risiken für das Land. Dennoch ist er die einzig möglich erscheinen­de Lösung, um den Stillstand in Bad Gastein zu beenden. Und dafür zu sorgen, dass der historisch­e Ortskern am Wasserfall nicht den Bach hinunterge­ht.

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