„Mini-Federer“wartet zum Auftakt auf Thiem
Österreichs Tennisstar startet in London gegen Grigor Dimitrov. Der ist auf dem Platz ein zweiter Federer, abseits davon ein Playboy.
Das Warten für Dominic Thiem hat heute, Montag (15 Uhr), ein Ende. Nach noch einmal intensiven elf Tagen Vorbereitung, fünf davon vor Ort in London, greift Österreichs Tennisstar in die ATP World Tour Finals ein. Erster Gegner in der Vierergruppe ist Grigor Dimitrov. Thiem erwartet bereits einen richtungsweisenden Auftakt gegen den Bulgaren, der als Nummer sechs der Welt zwei Plätze hinter Thiem liegt. Die weiteren Gegner sind Rafael Nadal und David Goffin.
„Wer das erste Match gewinnt, hat gute Karten für einen Halbfinaleinzug“, weiß der Österreicher. 2:1 liegt er in direkten Duellen voran. Heuer in Brisbane gewann Dimitrov, in Madrid setzte sich Thiem in einem packenden Match nach Abwehr von fünf Matchbällen mit 7:6 im dritten Satz durch. „Das war heuer sicher eine meiner geilsten Partien. Ich hoffe, dass es auch diesmal so wird“, sagt Thiem.
Das sind durchaus berechtigte Hoffnungen. Denn wer ihn dieser Tage beim Training beobachtet hat, der teilt die Einschätzung von Trainer Günter Bresnik, wonach sein Schützling wieder in besserer Form ist. „Dominic kontrolliert den Ball wieder besser und er bewegt sich wieder besser. Wichtig ist, dass das Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit in den Schlägen wieder da sind“, sagt Bresnik. Bei Einheiten mit Andy Murray und Marin Čilić in der imposanten, aber noch leeren O2-Arena, die heute mit 17.500 Zuschauern gefüllt sein wird, zeigte Thiem auch beim Aufschlag und Return eine klare Steigerung.
So weit, so gut, aber zählen tut es ab heute. Das ist auch Thiem bewusst. „Ich spiele wieder gut, aber Training und Match sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es geht aufwärts und ich hoffe, dass ich es im Match umsetze“, sagt Thiem. Das wird nötig sein, wenn er ein Wort um das angepeilte Halbfinale mitreden will. Generell scheint in dieser Gruppe alles möglich zu sein. Denn Superstar Rafael Nadal wird die Frage nach seiner Fitness – er laborierte zuletzt an Kniebeschwerden – erst heute im Abendspiel (21) gegen den Belgier David Goffin beantworten.
Während Thiem mit 24 Jahren zum zweiten Mal beim Saisonfinale der besten Acht aufschlägt, ist es für den um zwei Jahre älteren Dimitrov die Premiere. „Eine Tatsache, die sich auch Tennisexperten nicht erklären können“, sagt Bresnik, der sich vom Bulgaren beeindruckt zeigt. „Der gehört mit seinem Können eigentlich schon seit Jahren zu den Top 5. Er wird nicht umsonst Mini-Federer genannt und hat alles, was man braucht, um die größten Turniere zu gewinnen.“Tatsächlich ist Dimitrov mit seinen verblüffend ähnlichen Schlägen ein Federer-Imitat.
Dimitrov hat in Tenniskreisen das Playboy-Image. Liebschaften mit Serena Williams, Maria Scharapowa und US-Popstar Nicole Scherzinger brachten ihm mehr Schlagzeilen, seitdem er bereits vor Jahren erstmals in den Top 10 war. Heuer aber gehört er wieder zum elitären Kreis der Tennisspieler. „Für mich wurde ein Traum wahr, hier dabei zu sein, aber damit gebe ich mich trotzdem nicht zufrieden.“Er hat Lunte gerochen.