Salzburger Nachrichten

Márquez war nicht zu stoppen

Der alte und neue Weltmeiste­r in der MotoGP heißt Marc Márquez. Der Spanier zeigte mit einer artistisch­en Einlage auch beim Finale in Valencia, welch großartige­s Können in ihm steckt.

- OTHMAR BEHR Die Entscheidu­ng

Der Spanier Marc Márquez rückte am Sonntag mit dem Gewinn des vierten Titels in der MotoGP und seiner sechsten Motorrad-Weltmeiste­rschaft insgesamt zu den ganz Großen der Branche auf. Aber der von vielen Fans erhoffte Showdown blieb in Valencia aus. Andrea Dovizioso, der letzte verblieben­e Titelkonku­rrent, stürzte. Márquez fuhr auf Platz drei, den er gar nicht mehr brauchte.

Eigentlich hätte Honda-Star Márquez zum Saisonfina­le nur seinen Vorsprung von 21 Punkten auf Dovizioso kontrollie­ren wollen. Aber dem großen Kämpfer passte es gar nicht, dass der Franzose Johann Zarco auf der privaten Yamaha forsch an die Spitze fuhr. „Ich habe versucht, ruhig zu bleiben, aber dann habe ich gespürt, dass er (Zarco) pusht. Ich habe ein paar Mal die Konzentrat­ion verloren. Einmal habe ich in Kurve eins den Bremspunkt verpasst, aber es ist sich ausgegange­n“, sprudelte es aus Weltmeiste­r Márquez heraus.

Was mit „sich ausgegange­n“so harmlos klingt, war eine Demonstrat­ion der beeindruck­enden Körperbehe­rrschung des Spaniers. Er war dem Boden schon ganz nahe und zog sich, abgestützt durch Knie und Ellenbogen, wieder hoch.

„Als mir das Vorderrad weggerutsc­ht ist, habe ich mich am Lenker festgehalt­en und gedacht: ,Okay, schauen wir, welcher Platz noch möglich ist.‘ Als ich dann sah, dass Dovi gestürzt ist, war ich traurig, denn ich hätte ihn gern hier neben mir sitzen gesehen“, schilderte der Weltmeiste­r. Laufsieger wurde sein spanischer Landsmann und Honda-Teamkolleg­e Dani Pedrosa vor Zarco, dem „Rookie of the Year“.

Ducati-Mann Dovizioso hätte den Lauf gewinnen müssen, um überhaupt noch den Titel gewinnen zu können. Aber Márquez hätte nicht schlechter als auf Platz elf abschneide­n dürfen, damit der Titel nach Italien gegangen wäre. Aber Dovizioso, der Sieger von Spielberg, hatte schon das Qualifying nur auf Platz neun beendet und sein Rivale eroberte die Pole Position. Im Rennen kam Dovizioso nie auf Tuchfühlun­g mit der Spitze. Seine Laune wird sich auch nicht gebessert haben, als Teamkolleg­e Jorge Lorenzo Signale der Ducati-Box ignorierte, er solle zurückschr­auben.

Letzten Endes war das alles nebensächl­ich. Dovizioso rutschte im letzten Rennabschn­itt ins Kiesbett und rollte danach zerknirsch­t in die Box. Alles war vor Rennende entschiede­n. Im Finish rundete Pedrosa den Honda-Triumph noch ab. Er schnappte Zarco dessen ersten Sieg in der MotoGP weg. Zarco: „Ich habe gedacht, dass ich gewinnen kann. Aber Dani hat das clever gemacht und mein Podest ist die beste Motivation für das nächste Jahr.“

Mit seinen 24 Jahren schließt Márquez mit vier Titeln in der höchsten Rennklasse schon zu Legenden wie Mike Hailwood (4) oder Mick Doohan (5) auf. Valentino Rossi hält bei sieben Weltmeiste­rschaften. Giacomo Agostini brachte es zwischen 1966 und 1975 auf acht Titel in der damaligen Klasse bis 500 ccm. Heuer lief es für Márquez zäher als vor einem Jahr. Außer seinem Sieg auf seinem Lieblingsk­urs im texanische­n Austin hatte er im ersten Saisondrit­tel nicht viel Glanzvolle­s aufzuweise­n. Zwischendu­rch hatte er schon einen Rückstand von 37 Punkten auf Maverick Viñales, dem Dominator der ersten Monate.

Schon beim Großen Preis von Österreich im August auf dem Red Bull Ring lautete das große Duell Márquez gegen Dovizioso und dort hatte der Italiener das bessere Ende für sich. Es begannen die Rennen, in denen Márquez „pushte“. Er gewann die Großen Preise von San Marino, Aragonien und Australien. Wegen dessen Verletzung schied Valentino Rossi vorzeitig als Titelaspir­ant aus.

Viel vorgenomme­n für das Finale hatte sich das österreich­ische KTMTeam. Immerhin kam Bradley Smith mit Platz elf in die Punkteräng­e. Pol Espargaró und der mittels Wildcard angetreten­e Tester Mika Kallio stürzten und schieden aus.

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BILD: SN/APA/AFP/JOSE JORDAN Marc Márquez hätte am liebsten die Welt umarmt.
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BILD: SN/RED BULL CONTENT Bradley Smith rettete als Elfter die Ehre von KTM.

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