„Habe 120 Prozent gegeben“
Hermann Neubauer aus St. Michael im Lungau verlor denkbar knapp die Rallye-Staatsmeisterschaft gegen Altmeister Raimund Baumschlager und wälzt schon große Pläne für die nächste Saison.
SALZBURG. Fast bis zur Zielflagge blieb es am Samstag offen, ob Hermann Neubauer aus St. Michael im Lungau seinen RallyeStaatsmeistertitel erfolgreich verteidigen kann. Mit 0,8 Sekunden Vorsprung auf Altmeister Raimund Baumschlager im VW Polo war Neubauer mit seinem Ford Focus in die letzte Sonderprüfung der 37. Rallye Waldviertel gegangen. Zwei Kilometer vor Schluss brach an Neubauers Auto eine Getriebewelle. Sieg und 14. Titel für Baumschlager und einem bitter enttäuschten Neubauer blieb nur die Gratulation an den bereits 58-jährigen Sieger.
Am Tag danach sah die Welt für Hermann Neubauer schon wieder rosiger aus. „Ich habe bei der Waldviertel-Rallye 120 Prozent gegeben, der Raimund 100, und wenn du über das Limit musst, dann passiert eben was“, schilderte der 29-jährige Lungauer am Sonntag, „aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Auch wenn es mit dem Titel nicht geklappt hat, bin ich im Waldviertel wahrscheinlich meine beste Rallye gefahren.“Der Bruch einer Antriebswelle von Neubauers Auto so knapp vor dem Ziel hatte schwerwiegende Folgen. „Plötzlich war ich nur noch mit Frontantrieb unterwegs. Der Allrad war weg. Ich hatte keine Chance mehr, den Raimund herauszufordern. Das ist eben Motorsport. Da kann etwas brechen.“Baumschlager arbeitete im Finish noch einen Vorsprung von 5,4 Sekunden auf Neubauer heraus.
„Aber man muss die Dinge auch richtig einordnen. Klar habe ich im Waldviertel noch Chancen gehabt, aber die Staatsmeisterschaft habe ich schon vorher verloren. Wir sind heuer sechs Mal in Rallye-cross–Arenen gefahren und dort hatte ich mit meinem Auto leistungsmäßig keine Chancen. In Summe habe ich in diesen Arenen 13 Sekunden auf den Raimund verloren. Aber es ist nicht nur der Leistungsunterschied. Ich fühle mich einfach im Wald wohler als in einer Arena.“
Nach der Saison ist vor der Saison. Neubauer: „Am Montag beginnt für mich die Sponsorsuche für 2018. Ich bin fahrerisch auf einem Level angekommen, das in Österreich nicht viele schaffen. Der nächste logische Schritt wären Herausforderungen in Europa. Aber das ist natürlich eine finanzielle Frage. Ich träume davon, dass wer anruft und sagt, ich habe deine Leistungen verfolgt, machen wir was gemeinsam.“
Die 37. Waldviertel-Rallye war zugleich auch die letzte. Nicht zuletzt dank fehlender Sponsoren machen die Veranstalter nicht weiter. Sie klagen, dass Firmen wegen des UmweltschutzGedankens immer weniger Geld lockermachten. Neubauer: „Das ist ein kompletter Blödsinn. Wir fahren doch nicht mit Stinkbomben. Unsere Autos erfüllen alle Auflagen und sind sauber. Und noch etwas: Bei der Tour de France sind auch nicht nur Fahrräder unterwegs.“