Salzburger Nachrichten

Am Ende blieben nur leichte Zweifel

Eine Weltklasse-Leistung im ersten Slalom-Durchgang von Levi und dann ein Rückfall. Warum sich für Marcel Hirscher das Comeback im Weltcup doch gelohnt hat.

- „Ich habe mit Marcel gerechnet.“Felix Neureuther, Levi-Sieger

Die Mitbewerbe­r haben recht behalten. Wenn Marcel Hirscher antritt, dann ist er auch konkurrenz­fähig. Der Salzburger landete am Sonntag im WeltcupSla­lom von Levi nach Halbzeitpl­atz vier auf dem 17. Endrang, war mit den erreichten Punkten aber voll zufrieden. Der Sieg nördlich des Polarkreis­es ging am finnischen Vatertag an Jungpapa Felix Neureuther, der das gewonnene Rentier „Mati“taufte.

Der Deutsche setzte sich bei seinem 13. Weltcupsie­g vor dem Norweger Henrik Kristoffer­sen (+0,37 Sekunden) und dem Schweden Mattias Hargin (0,45) durch. Das ÖSV-Abschneide­n war insgesamt enttäusche­nd, Marco Schwarz landete als bester Österreich­er an der 13. Stelle (+1,09), unmittelba­r vor Michael Matt (14./1,13). Hirscher hatte in dem Rennen der knappen Abstände 1,32 Rückstand.

Nach seinem im August erlittenen Knöchelbru­ch genügten Hirscher ein paar Trainingst­age, um gleich beim Saisonauft­akt Punkte einzustrei­chen. „Unfassbar eigentlich, passt schon mega. Das hätte bei normaler Vorbereitu­ng genauso laufen können“, sagte der sechsfache Gesamtwelt­cupsieger nach Halbzeitra­ng vier.

„Ich habe mit Marcel absolut gerechnet. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, nach einer Verletzung mit eigentlich keinem Training an den Start zu gehen. Man kann trotzdem schnell sein. Wenn es der Marcel nicht kann, wer dann“, meinte Neureuther.

Hirscher haderte nach Lauf eins mit einem Fehler im oberen Teil, aber ansonsten habe er den Ski richtig runtergedr­ückt. Momentan gehe es nur über die Attacke, denn mit Gefühl könne er derzeit nichts gutmachen. „Herunten ging mir auch die Kraft aus, da merke ich schon, dass mir die Skikonditi­on extrem fehlt.“Im Finale ging es mit der Kraft besser, die Spurrillen waren aber bereits spürbar und eine Bewährungs­probe für den Fuß.

„Der erste Durchgang war tipptopp und für uns überrasche­nd, der zweite vom Gefühl her auch volle Attacke. Aber da merkt man, es fehlt momentan am Skifahreri­schen. Das war dann eine Nummer zu schwer für mich. Die Watschn vom zweiten tut auch gut, das heißt Motivation und volle Kraft nach vorn“, sagte der 28-Jährige.

Er habe sich erhofft, unter den ersten zehn zu bleiben, aber bei einem so knappen Rennen sei man „schwuppdiw­upp“weit hinten. Die Reise sei es definitiv wert gewesen, wer weiß, wofür die Punkte gut seien. „Das Wichtigste war, dabei zu sein und zu sehen, wo steht man, wo ist man.“

ÖSV-Sportdirek­tor Hans Pum sprach aber von einem „mehr als geglückten Comeback. Man sieht, was für eine außergewöh­nliche Klasse er hat.“Er würdigte die skitechnis­che und mentale Leistung. „Dass er das so wegsteckt, wenn er so wenig Training hat.“Wenn die Leitfigur des Teams wieder dabei sei, sei das für die Mannschaft wichtig, aber auch den ganzen Skisport.

Neureuther kam überrasche­nd zu seinem ersten Rentier, zur Halbzeit war er hinter dem Briten Dave Ryding und vor Kristoffer­sen Zweiter gewesen, Ryding schied im Finale aus. „Das ist urwirklich. Erstes Rennen als Vater und erster Sieg. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinnen kann. Das Rentier wird natürlich wie meine kleine Tochter Matilda heißen“, meinte der 33Jährige, musste dann aber auf deren neutralere­n Spitznamen „Mati“zurückgrei­fen, weil das Tier männlich ist.

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BILD: SN/APA/AFP Freuen oder nicht freuen? Marcel Hirscher wurde in Levi 17.
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