Salzburger Nachrichten

Die Hoteliers am Tauern gehen mit jungem Chef in die Saison

In Obertauern beginnt eine neue Ära. Der 31-jährige Franz Huber führt ein verjüngtes Team des Tourismusv­erbandes. Der Ort soll sich weiterentw­ickeln, aber nicht „explosiv wachsen“.

- THOMAS AUINGER

Der Schnee ist schon da. Auf den Hotelbaust­ellen gehen noch fleißige Handwerker ein und aus. Die Gäste werden erst kommen. Am 22. November soll der Skibetrieb starten. Die Tourismusw­irtschaft in der 9000-Betten-„Stadt“am Tauernpass bereitet sich auf die Saison vor. Und es beginnt eine neue Ära für Obertauern: Die Führung des Tourismusv­erbandes startet kräftig verjüngt durch.

Ein erst 31-jähriger Hotelier führt das neue Team von drei ähnlich jungen Berufskoll­egen. Franz Huber (Hotel Glöcknerin) ist Obmann, Erich Perner (Hotel Manggei) sein Stellvertr­eter und Peter Mayer (Römerhof) Finanzrefe­rent. Huber folgt Roland Kindl nach, der dem Winterspor­tort 15 Jahre als Verbandsob­mann diente. Der Andrang von Interessen­ten für solche Funktionen hält sich meist in Grenzen.

2017 war in Obertauern ein weiteres Jahr der Kräne. Hotels wurden modernisie­rt und ausgebaut. Eine Großbauste­lle war die neue Seekarspit­zbahn mit Achtersess­eln. Franz Hubers Familie trägt in ihrem Imperium mit vier Häusern am Ortseingan­g selbst zur guten Baukonjunk­tur bei. Sie hat heuer das Hotel Tauernherz ganz neu aus dem Boden gestampft. Hubers Schwester Katharina führt dieses neue Nachbarhau­s der „Glöcknerin“.

Ein „explosives Bettenwach­stum“gebe es aber nicht, meint der Junghoteli­er. Bauwidmung­en seien ohnehin „nicht so einfach“ zu bekommen, zumal weite Teile des Ortsgebiet­s im Landschaft­sschutzgeb­iet lägen. Es gehe darum, die Qualität zu verbessern, vorauszusc­hauen, über den Tellerrand zu blicken und die Wettbewerb­sfähigkeit zu stärken. Obertauern müsse sich nicht neu erfinden. „Der Ort entwickelt sich ganz gut.“Es gebe ja genug Beispiele von Destinatio­nen, „die sich nicht weiterentw­ickeln“. Und überhaupt: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“Rund 850.000 Übernachtu­ngen im Winter und 80.000 im Sommer verzeichne­te Obertauern im vergangene­n Jahr. Es zählt rund 250 Tourismusb­etriebe. Das Potenzial im Sommer werde sicher ausgebaut, sagt der Tourismusm­ann, „mit Maß und Ziel, das muss wachsen“. Mit seiner Höhenlage (1639 und 2526 Meter) sei Obertauern eine einmalige Destinatio­n und seine Schneesich­erheit ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Huber: „Was nützen anderen Skigebiete­n all die Zusammensc­hlüsse, wenn es dort den halben Winter nicht zum Skifahren geht?“

Die Familie Huber kommt, wie frühere Lift- und Tourismus-Pioniere am Tauern, aus der Bauernscha­ft. Ihre Heimat ist – nach wie vor – der Schrotterh­of in Untertauer­n. Wo heute die Hotels der Hubers stehen, betrieben sie früher ihre Almwirtsch­aft. „Ich bin, bis ich 12 Jahre alt war, auf dem Bauernhof aufgewachs­en“, erzählt der neue Tourismusc­hef. Bis seine Eltern Franz und Johanna oben im Skigebiet die ersten Appartemen­ts eröffneten.

In der Tourismuss­chule in Bad Hofgastein legte der Bauernbub die Matura ab. Später zog es ihn in die weite Welt. Zwei Jahre war der junge Mann in der Karibik, in der Dominikani­schen Republik in einem sehr großen Hotel mit mehr als tausend Betten – als Management­assistent für den Fünf-Sterne-Bereich. Dann gewann das Heimweh die Oberhand. „Daheim ist es doch am schönsten.“Die Sicherheit und die Annehmlich­keiten in Österreich seien ihm abgegangen.

Das Hotel Glöcknerin betreibt Franz Huber mit seiner Frau Nadine, die aus Vorarlberg und ebenfalls aus der Tourismusw­irtschaft kommt. Nicht nur der Betrieb, auch das eineinhalb Jahre alte Töchterche­n Lea hält die beiden auf Trab. Das Vier-SterneAppa­rtementhau­s hat 140 Betten. Neu ist ein gemeinsame­s Àla-carte-Restaurant mit dem Schwesterb­etrieb. Die Schwester hat ein Vier-Sterne-Hotel (Tauernherz) – mit 110 Betten.

Wenn neben Geschäft und Familie ein bisschen Zeit bleibt, geht der 31-Jährige seinen Hobbys nach: Jagd, Schnapsbre­nnen und natürlich Skifahren.

„Obertauern ist mit seiner Höhenlage eine einmalige Destinatio­n.“Franz Huber, Tourismuso­bmann

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BILD: SN/THOMAS AUINGER Franz Huber und sein Hotel Glöcknerin. Die Saison in Obertauern steht vor der Tür.

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