Wilde Dirndln geben in Neukirchen den Ton an
Zum sechsten Mal präsentiert das „Horizontal : Vertikal“-Festival Volksmusik in all ihren Spielarten. Die Frauenquote wird spielend erfüllt.
Nach sechs Tagen sah Gott, dass es gut war. Mehr Zeit war für die Schöpfung der Welt nicht nötig. Sechs Abende in Folge gönnt sich nun das Cinetheatro in Neukirchen, um zum sechsten Mal Grenzgänger im Bereich der Volksmusik zu präsentieren. „So lang wie heuer war das Festival noch nie“, sagt Cinetheatro-Chef Charly Rabanser. „Ich bin so begeistert von den Musikanten, dass ich mich einfach nicht entscheiden konnte.“
Das „Horizontal : Vertikal“Festival im Oberpinzgau hat seine Tradition und seine Fangemeinde. Dazu hat nicht zuletzt Herbert Pixner beigetragen, ein zentraler Künstler der ersten Festivalstunde. Der Zugin-Virtuose selbst ist heuer nicht vertreten, seine frühere Harfenistin Katrin Unterlercher hingegen schon. „Eines der ersten Konzerte mit Herbert Pixner überhaupt haben wir im Cinetheatro gespielt. Die Hütte war voll“, erinnert sich die 32-Jährige zurück. „Seither ist eine tiefe Freundschaft mit dem Charly entstanden. Wenn er anruft, komm ich.“Als ein Viertel der Formation „Kaiserspiel“wird Katrin Unterlercher am Sonntag für den Festival-Kehraus sorgen. Seit 2013 musizieren die vier Tirolerinnen unter diesem Namen, der sich auf die Heimat rund um den Wilden Kaiser bezieht – ebenso wie der aktuelle CD-Titel „Wilde Weiber“. Letzterer aber auch, „weil wir auch schon mal ohne Probe auf die Bühne gegangen sind“.
Den ersten Abend des Festivals bestreitet heute, Dienstag, Rudi Pietsch. „Das ist einer, der vielen völlig unbekannt ist. Andere halten ihn für einen Gott“, sagt Rabanser. Passt also perfekt in die Schöpfungsgeschichte. Aufgefallen ist Rabanser der akademische Tanzgeiger bei der Hochzeit von – erraten: Herbert Pixner.
Für bewusste Grenzüberschreitungen garantiert der „Bairisch-diatonische Jodelwahnsinn“, gleichsam die blau-weißen Urväter der Volxmusik (15.11., 20 Uhr). An den drei folgenden Abenden haben die Damen der Schöpfung die (Leder-)Hosen an: Johanna Dumfarts „tschejefem Trio“, das Damentrio „Die Hoameligen“aus dem Oberinntal und „Opas Diandl“aus Südtirol prägen die „Musenwoche“im Cinetheatro. Mit Frauenquote kann Rabanser jedoch nichts anfangen: „Es geht mir um den Menschen. Und um das, was man mit Volksmusik alles anstellen kann. Wohin kann ich ausbüxen?“