Trump junior im Zentrum der Russland-Affäre
Der Präsidentensohn stand während des Wahlkampfs in direktem Kontakt mit WikiLeaks.
US-Justizminister Jeff Sessions räumte am Dienstag bei seiner mit Spannung erwarteten Anhörung im Kongress Erinnerungslücken ein: Ein Treffen im März 2016 mit dem damaligen außenpolitischen Berater von Donald Trump, George Papadopoulos, habe er nicht absichtlich ausgelassen. „Ich konnte mich nicht daran erinnern, bevor ich Nachrichtenberichte gesehen habe.“
Geäußert hat sich Sessions am Dienstag zu Spekulationen über einen zweiten Sonderermittler, der sich mit Hillary Clinton befassen soll. Sessions wies Juristen des Ministeriums an zu prüfen, ob bei der Handhabung von Clintons dienstlichen E-Mails, der Clinton-Foundation oder dem Kauf einer kanadischen Uraniummine durch ein russisches Unternehmen Gesetze gebrochen worden seien. „Jede Entscheidung über Ermittlungen wird ohne Rücksicht auf Politik, Ideologie oder Voreingenommenheit getroffen“, trat er dabei Befürchtungen des führenden Demokraten im Rechtsausschuss, John Conyers, entgegen, der den Verdacht von politischer Justiz äußerte.
Der ehemalige Sprecher des Clinton-Teams, Brian Fallon, sprach von Nebelkerzen, die der US-Präsident zünde, „um von den vernichtenden Details von Donald Trump jr. Kontakten zu WikiLeaks abzulenken“.
Das Magazin „The Atlantic“hatte zuvor über Einzelheiten eines direkten Schriftwechsels via Twitter zwischen dem Präsidentensohn und WikiLeaks berichtet. Dieser begann auf dem Höhepunkt des Wahlkampfs am 20. September 2016 und endete im Juli dieses Jahres.
Trump junior veröffentlichte seine Kommunikation unter Druck im Internet. Eine Strategie, die er schon einmal verfolgte, als er im Juli den geleakten Schriftwechsel über ein Treffen mit einer mutmaßlichen Emissärin der russischen Regierung im Trump-Tower, die ihm „Schmutz über Hillary“in Aussicht gestellt hatte, selbst ins Netz stellte.
Damit bestätigte Trump junior die Richtigkeit des Berichts des „Atlantic“, der dokumentiert, wie der 39-Jährige mit der Plattform kooperierte, die der amtierende CIADirektor Mike Pompeo als „nicht staatlichen, feindlichen Geheimdienst“bezeichnete, „der von staatlichen Akteuren wie Russland gebraucht wird“.
Aus dem Schriftwechsel geht hervor, dass sich der Präsidentensohn mit der Plattform abstimmte. „Hey Donald, es ist großartig, dass du und dein Vater über unsere Veröffentlichungen sprecht“, lobt der Schreiber einer Direktnachricht vom 12. Oktober Donald Trumps Werbung für die Plattform bei einer Kundgebung zwei Tage vorher, wo er sagte: „Ich liebe WikiLeaks.“„Ich empfehle ausdrücklich, dass dein Vater diesen Link twittert, wenn er uns erwähnt“, hieß es in der Nachricht weiter. Übrigens sei gerade der vierte Teil der „Podesta-E-Mails“veröffentlicht worden.
Trump junior verbreitete den Link zwei Tage später via Twitter. Ebenso informierte er führende Mitarbeiter des Wahlkampfteams über seinen Kontakt. Im Dezember 2016 empfahl der Schreiber, WikiLeaks-Gründer Julian Assange zum US-Botschafter zu ernennen.
WikiLeaks veröffentlichte im Wahlkampf E-Mails von Hillary Clinton und der Demokratischen Partei, die nach Erkenntnissen der US-Spionageabwehr russische Hacker gestohlen hatten.
Die jüngsten Enthüllungen werden nun auch für den US-Vizepräsidenten Mike Pence zum Problem. Er hatte am 12. Oktober auf Fox die Frage nach eine Kooperation mit der Plattform verneint. „Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein“, erklärte er damals. Sein Büro beeilte sich jetzt zu versichern, ihm sei nichts von solchen Kontakten bekannt gewesen.