Was das neue ORF-Programm kann
Vor drei Monaten hat der frühere Salzburger Landesdirektor Roland Brunhofer das Tagesprogramm von ORF 2 umgebaut. Eine erste Bilanz – nach dem Abschied eines Publikumslieblings, Kritik vom Betriebsrat und einem neuen Quotenhoch.
WIEN. Es war für ORF 2 eine Zäsur: Mitte August bekam Österreichs reichweitenstärkster TV-Sender ein neues Tagesprogramm. Vier zusammenhängende Sendungen sollten den Fernsehzuschauer über den Tag begleiten, beginnend mit dem Frühfernsehen „Guten Morgen Österreich“und endend mit dem Vorabendmagazin „Daheim in Österreich“. Das stark lokal aufgezogene Konzept – Früh- und Spätsendung kommen aus derselben Region – wurde vom ehemaligen Salzburger Landesdirektor Roland Brunhofer entworfen. Und es polarisierte von Anfang an. Kritisch betrachtet wurde etwa das Aus von „heute leben“, der Vorgängersendung von „Daheim in Österreich“. Etwa deshalb, weil mit dem Abschied der Sendung sich auch Publikumsliebling Wolfram Pirchner vom ORF verabschiedete. Pirchner kündigte zwar mittlerweile ein TV-Comeback an (SN vom 8. September), Details sind aber noch nicht bekannt.
Ein weiterer Kritikpunkt waren die Quoten. Nach einem starken Start mit 350.000 Zuschauern – die letzte „heute leben“-Sendung kam auf 261.000 Zuseher – konnte „Daheim in Österreich“die Zahlen des Vorgängers zunächst nicht halten.
Das sei „das Natürlichste der Welt“gewesen, sagt Roland Brunhofer. Wenn man ein Sendeformat anpasse, seien Schwankungen normal. Viel entscheidender sei, wie die neue „Daytime“langfristig angenommen werde. Und da zeigt sich Brunhofer zufrieden: Zwar sei es nach rund drei Monaten für ihn noch zu früh, breit Bilanz zu ziehen. „Doch die ersten Schritte sind gesetzt.“Mittlerweile seien die Zahlen der Vorgängerprogramme überschritten. Dies bestätigt auch die ORF-Pressestelle: „Mittag in Österreich“liegt bei durchschnittlich 200.000 Zuschauern und einem Marktanteil von 31 Prozent – „heute mittag“kam auf 180.000 Zuschauer. „Aktuell in Österreich“erreicht 324.000 Zuschauer (299.000 bei „heute österreich“). Und „Daheim in Österreich“habe sich im November bei 26 Prozent und 379.000 Zuschauern eingependelt – „und somit auf dem Niveau von ,heute leben‘“. Der November scheint generell ein guter Monat zu sein: Die Sendung am 8. 11. in Großwarasdorf (Burgenland) war mit 432.000 Zuschauern die bislang erfolgreichste.
„Wir haben die Unkenrufer eines Besseren belehrt“, sagt Brunhofer. Auch die Vorgabe, mit den neuen Formaten Geld zu sparen, sei umgesetzt worden. Genaue Zahlen will er aber nicht nennen.
Doch gingen die Ziele auf Kosten der Mitarbeiter? Bereits kurz nach Start des Tagesprogramms sprach der ORF-Zentralbetriebsrat von „eklatanten Arbeitszeitverletzungen“. Moderatoren müssten sich durch 14-Stunden-Tage plagen. Die Arbeitsaufteilung sei ein Wunsch der Belegschaft gewesen, betont Brunhofer. Mittlerweile habe man das Modell aber adaptiert: Keiner der Morgenmoderatoren müsste auch die Vorabendsendung moderieren. Das entspreche zwar dem Kollektivvertrag, „aber halt nicht dem Wunsch der Belegschaft“.
Die „Daytime“soll indes weiter verbessert werden – angelehnt an einige Formate, die Brunhofer in seiner Salzburg-Zeit getestet habe, etwa den Radio-„Gemeindetag“. „Was in Salzburg funktioniert hat, muss auch in Österreich funktionieren“, ergänzt Brunhofer.