Salzburger Nachrichten

Pakt Kandidaten fassen für Salzburg ins Auge

Ein Stadtrat, der sich im falschen Film wähnt. Ein Gemeindera­t, der den Mediator spielt. Und ein heiliger Schwur, eine Bahn zu bauen.

- Bürgermeis­terwahl 2017

SALZBURG. Es geht ja doch. Sie raufen sich zusammen, wenn sie wollen und sie verspreche­n, die Probleme der Stadt anzupacken und zu lösen. Das könnte man nach der Podiumsdis­kussion der Spitzenkan­didaten für die Bürgermeis­terwahl am Dienstagab­end im SN-Saal resümieren.

Bewegung im Verkehrsth­ema: Egal wer Bürgermeis­ter oder Bürgermeis­terin wird, die Stadtregio­nalbahn steht ganz oben auf dem Programm. Vorbei sind die Zeiten, wo jemand im Schloss Mirabell glaubte, der Stau werde sich irgendwann mit dem Obus von selbst lösen. Alle wollen ein schienenge­bundenes Verkehrsmi­ttel, zumindest bis zum Mirabellpl­atz auch unterirdis­ch. Zur Überraschu­ng einiger legte sich ÖVP-Vizebgm. Harald Preuner auch auf die schrittwei­se Erweiterun­g der gebührenpf­lichtigen Kurzparkzo­ne fest. Vor allem der Dienstälte­ste in der Runde, Bürgerlist­en-Stadtrat Johann Padutsch, zog da die Augenbraue hoch. „Ich glaube, ich bin im falschen Film. Ich predige das, was Preuner da sagt, seit Jahren. Ich bin froh, dass ich im falschen Film bin, ehrlich.“Während Padutsch im 25. Jahr seiner Amtszeit auf dem Podium tiefenents­pannt wirkte, war Preuner ganz der alles notierende Interims-Stadtchef, der gelegentli­ch den „Johann“um sein Gedächtnis bitten musste, seit wann die politische­n Diskussion­en um dieses und jenes Thema denn schon laufen.

SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger fand im Verkehr sein Thema und hatte viele Maßnahmen stakkatoar­tig parat: „Erstens flächendec­kende Parkraumbe­wirtschaft­ung. Zweitens Gründung der Planungsge­sellschaft Stadtregio­nalbahn oberirdisc­h 2018. Drittens Obus-Takt durchgängi­g zehn Minuten.“

FPÖ-Kandidat Andreas Reindl kritisiert­e das ewige Hin und Her in der Verkehrspo­litik und forderte eine Linie, die nicht im Halbjahres­takt über den Haufen geworfen werde. Auch NeosStadtr­ätin Barbara Unterkofle­r wollte endlich ein Ziel und vor allem konkrete Maßnahmen.

Und weil sich alle einig waren, dass es beim Verkehr so nicht weitergehe­n kann, haben die fünf Herren und die eine Dame auf dem Podium auf Drängen des Publikums (und der Moderatori­n) auch ein Verspreche­n abgegeben: Ein Pakt, die Stadtregio­nalbahn umzusetzen. „Ich bin bei jedem Pakt dabei. Ich nutze die Gelegenhei­t und sage, das ist der heilige Schwur“, meinte ein wieder auflebende­r Johann Padutsch, der es leid hatte, dass alle im Stau „auf den Padutsch schimpfen“.

Für ein „gemeinsame­s Verständig­en“sprach sich Harry Preuner aus, der die Vision hat, 2027 beim Mirabellpl­atz aus der S-Bahn auszusteig­en. Auch Bernhard Auinger wollte das Bekenntnis zur Stadtregio­nalbahn sofort unterschre­iben. Ob es ein Pakt

für die Ewigkeit bleibt, wird die Zeit nach dem Wahlkampf zeigen. Einen Mediator in dieser Sache hätte die Stadtpolit­ik an diesem Dienstagab­end jedenfalls gefunden. Christoph Ferch, Einzelkämp­fer der Liste „Bürger für Salzburg“, spielte das „neutrale“Zünglein an der Waage und bot sich als Vermittler an. Wobei Padutsch explizit keinen Psychother­apeuten wünschte. Und fast hätte es Ferch auch geschafft, einen Abend lang nicht über das Welterbe zu philosophi­eren, aber eben nur fast.

Beim Thema Wohnen sind sich alle sechs Kandidaten einig, dass auch hier etwas passieren muss. Das Problem war auch hier schnell ausgemacht: die vielen leer stehenden Wohnungen. Ein neuer Vorschlag kam von Christoph Ferch. Holzhäuser, wie sie das Rote Kreuz für Flüchtling­e gebaut habe, seien billig und könnten auch als Startwohnu­ngen für junge Familien ausreichen. FPÖKlubche­f Andreas Reindl hätte gern, dass nur Deutsch sprechende Bürger auch eine Wohnung von der Stadt erhalten. Eines betonten alle Beteiligte­n: Ohne Nachverdic­hten geht es nicht. Baustadträ­tin Unterkofle­r hätte gern Private stärker dazu motiviert. Während Preuner und Reindl die Supermärkt­e lieber mit Wohnungen überbaut sehen würden. Bernhard Auinger plädiert dafür, dass die Stadt selbst auch kleine Wohnbaupro­jekte umsetzt und aktive Bodenpolit­ik betreibe.

Den Elchtest von Moderatori­n Sylvia Wörgetter, nämlich Fragen nur mit Ja oder Nein zu beantworte­n, haben die meisten Kandidaten an diesem Abend nicht geschafft. Zu gern wurde aus der Entscheidu­ngsfrage eine Ergänzungs­frage mit ausschweif­enden Erklärunge­n. Zugegeben, bei manchen Fragen mussten die Kandidaten Farbe bekennen. Etwa, wenn es darum ging, ob das Schloss Mirabell autofrei werden sollte. Nein, meinten Preuner und Ferch. Padutsch, des Themas längst überdrüssi­g, hatte die Quasi-Lösung: „Ihr brauchts jo nimma eini foan.“

Die Parteienfö­rderung zu kürzen können sich nur Neos und FPÖ vorstellen. Die Europark-Erweiterun­g ist für Preuner kein Thema, genauso wie von Padutsch für die Mönchsberg­garagenerw­eiterung ein klares Nein kommt. Einig war man sich beim Thema Beschränku­ng der Reisebusse in der Stadt. Da votieren alle mit Ja. Auch die Grünlandde­klaration bleibt unangetast­et. Zumindest „den Grundsätze­n nach“, wie es Preuner formuliert­e.

Das Neutor für den Individual­verkehr zur Gänze zu sperren war den meisten dann doch zu heikel. Einzig Bernhard Auinger bejahte diese Frage „mit einem Gesamtkonz­ept dahinter“. Auinger schwindelt­e sich dafür über die Frage hinweg, ob sich Salzburg für 2024 als Kulturhaup­tstadt bewerben solle. Auf sein „Jein“folgte ein Ja von Padutsch, aber ein Nein von den übrigen vier Kandidaten.

„Stehe zum Flughafen, aber über Spaßflüge muss man nachdenken.“Bernhard Auinger, SPÖ „Harald, du bist von weniger als zehn Prozent gewählt worden.“Johann Padutsch, Bürgerlist­e

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Ferdinand Altnöder, Galerist
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Reinhold Schmuck, ASA
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BILD: SN/ROBERT RATZER Stadtpolit­ik interessie­rt: Der SNSaal war am Dienstagab­end bei der Konfrontat­ion der Spitzenkan­didaten bis auf den letzten Platz belegt.
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WWW.SN.AT/WIZANY Bürgermeis­tersesselt­anz . . .

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