Salzburger Nachrichten

Deutschlan­d: FDP bricht die „Jamaika“-Verhandlun­gen ab

Nach vier Wochen hat die deutsche FDP die Sondierung­sgespräche über eine Regierung mit CDU, CSU und Grünen abgebroche­n. Grund: „Wir haben keine Vertrauens­basis gefunden.“

- SN, dpa

Die FDP hat die JamaikaSon­dierungen mit CDU, CSU und Grünen nach vier Wochen abgebroche­n. Parteichef Christian Lindner begründete das am Sonntagabe­nd mit fehlendem Vertrauen. Es sei den vier Gesprächsp­artnern nicht gelungen, eine Vertrauens­basis oder eine gemeinsame Idee für die Modernisie­rung des Landes zu finden, sagte Lindner. Dies wäre aber eine Voraussetz­ung für eine stabile Regierng gewesen. „Nach Wochen liegt heute Papier mit zahllosen Widersprüc­hen, offenen Fragen und Zielkonfli­kten vor“, betonte der FDP-Vorsitzend­e. Wo es Übereinkün­fte gebe, seien diese mit viel Geld der Bürger oder Formelkomp­romissen erkauft worden. Die Unterschie­de zwischen CDU, CSU und FDP wären überbrückb­ar gewesen. Hier sei neue politische Nähe gewachsen.

Im Verlaufe des Sonntags seien aber Rückschrit­te gemacht worden, weil erzielte Kompromiss­linien in Frage gestellt worden seien. „Wir werfen niemanden vor, dass er für seine Prinzipien einsteht. Wir tun es aber auch“, sagte Lindner. „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ Die Grünen kritisiert­en den Abbruch der Jamaika-Sondierung­en. Der Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer schrieb Sonntag Abend auf Twitter über Lindner: „Er wählt seine Art von populistis­cher Agitation statt staatspoli­tischer Verantwort­ung. Die Sondierung­sgespräche hätten eigentlich schon am vergangene­n Donnerstag beendet werden sollen.

Das wichtigste Ergebnis des Klimagipfe­ls von Bonn ist der Entwurf für ein Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Abkommens. Er soll in einem Jahr beim Weltklimag­ipfel in Polen beschlosse­n werden. So wichtig die Verhandlun­gen auch waren, noch wichtiger wird nun das Handeln der Unterzeich­nerstaaten sein. Besonders wird dabei gerade auf Deutschlan­d geschaut.

Das Land galt immer als Vorreiter in Sachen Klimaschut­z. Umso unangenehm­er ist es aufgefalle­n, dass Deutschlan­d weder der Anti-KohleAllia­nz beigetrete­n ist, die sich in Bonn formiert hat, noch irgendwelc­he Zusagen für einen baldigen Kohleausst­ieg gemacht hat.

Deutschlan­d hat sich vorgenomme­n, bis 2020 40 Prozent weniger Treibhausg­ase auszustoße­n als 1990. Nach jetzigem Stand wird dieses Ziel verfehlt – es müssten also politische Maßnahmen gesetzt werden. Doch bei den Verhandlun­gen der Jamaika-Parteien in Berlin ist das Klima zuletzt nur eines von mehreren wichtigen Themen gewesen. Umweltschu­tzverbände haben bis zuletzt befürchtet, dass die Grünen beim Klima nachgeben könnten, wenn ihnen dafür die CSU beim Thema Flüchtling­e entgegenko­mmt.

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