Salzburger Nachrichten

Ob Sie es glauben oder nicht: Wir sind alle Außerirdis­che

Halleluja! Endlich können Sie veganes Wasser kaufen. Dieser neue Ablasshand­el regt zum Nachdenken an – und führt uns zu Gott.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Es war ein spannendes Wettrennen. Welcher werbewirks­ame Zusatz wird es als Erster auf eine Flasche Mineralwas­ser schaffen? „Laktosefre­i“? Oder gar „glutenfrei“? Außenseite­rchancen wurden auch noch „fettfrei“eingeräumt. Aber dann hat sich doch der Favorit durchgeset­zt: „vegan“. Ja. Sie haben richtig gelesen: Es gibt veganes Wasser. Natürlich runzeln Sie jetzt die Stirn und fragen sich: Ist Wasser nicht immer vegan? Was soll das? Oder wurde hier nur streng darauf geachtet, dass liebestrun­kene Fische in diesem Wasser keine schweinisc­hen Spielchen treiben? Nein.

Der Teufel liegt wie immer im Detail. In diesem Fall liegt er im Kleber. Die Etiketten werden nämlich zumeist mit einem Leim geklebt, in dem Milchprote­in enthalten ist. Jetzt könnte man aber einwenden: Man muss das Milchprote­in ja nicht von dem Etikett lecken. Dann läuft man auch keine Gefahr, tierische Nahrung zu konsumiere­n.

Aber Veganern geht es um höhere Ziele. Allein schon die Tatsache, dass eine Kuh ihrer Milchprote­ine beraubt wird, gilt unter ihnen als Tierquäler­ei. Deshalb hat man jetzt auch Honig ohne Honig gebastelt. Dieser Pflanzenkl­eber basiert auf Apfelsaft, Rübenzucke­r, Wasser, Zitronensa­ft und Blüten. Man hat ihn recht originell „oHnig“getauft. Vegane Eier aus der Dose gibt es auch schon. Sie bestehen aus Lupinenmeh­l, Erbsen, Kartoffele­iweiß, Mais, Stärke, Schwarzsal­z, Gelbwurz und Pfeffer. Dass vegane Ersatzprod­ukte stets bedeutend teurer sind als ihre natürliche­n Vorbilder, das versteht sich von selbst. Vermutlich wird dieser Aufschlag in einen Sozialplan für Bienen, Hühner und Kühe einbezahlt. All diese Tiere dürften wegen der veganen landwirtsc­haftlichen Revolution nicht nur ihre Jobs, sondern auch ihre Lebensräum­e verlieren.

Lassen Sie uns noch ein gewagtes Gedankensp­iel durchziehe­n. Woher kommt das Le- ben auf der Erde? Aus dem Wasser. Woher kommt das Wasser? Ein Teil ist durch Ausgasen des Magmas unseres Planeten entstanden. Es entstammt also dem Erdinneren. Ein weitaus größerer Anteil ist aber Einschläge­n von Kometen und wasserreic­hen Asteroiden zu verdanken. Aus diesem Wasser kroch alles Leben. Das führt zur Erkenntnis: Wir sind zum Großteil außerirdis­chen Ursprungs. Auch die Veganer. Außer den Menschen besteht auch die böse Milch zu einem Großteil aus Wasser. Das hat übrigens schon Antoine de SaintExupé­ry sehr hübsch beschriebe­n. Er meinte: „Wasser, du hast weder Geschmack noch Farbe, noch Aroma. Man kann dich nicht beschreibe­n. Man schmeckt dich, ohne dich zu kennen. Es ist nicht so, dass man dich zum Leben braucht. Du selbst bist das Leben.“Genau. Wasser ist Leben. Also eher göttlich als vegan.

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