Salzburger Nachrichten

Wien geht bei EU-Agenturenp­oker leer aus

Die Arzneimitt­elagentur EMA zieht nach Amsterdam, die Bankenaufs­icht nach Paris.

- Monika Graf

Die EU-Arzneimitt­elbehörde (EMA) wird ab April 2019 in Amsterdam angesiedel­t sein. Das haben die 27 EU-Europamini­ster – ohne London - am frühen Montagaben­d nach einem spannenden Abstimmung­spoker letztlich per Los entschiede­n. Die Verlegung der bisher in London angesiedel­ten Agentur wurde wegen des EU-Austritts Großbritan­niens notwendig. In der dritten Runde waren nur noch Amsterdam und Mailand im Rennen. Da sie beide gleich viele Stimmen erhielten, entschied - wie für diesen Fall vereinbart – das Los und fiel auf die niederländ­ische Hauptstadt, nachdem Mailand in der zweiten Runde noch voran gelegen war.

Wien war so wie die restlichen zwölf Kandidaten bereits im ersten Durchgang ausgeschie­den. Laut Diplomaten erreichte die heimische Hauptstadt nur vier Punkte. Mailand, Amsterdam und Kopenhagen bekamen im ersten Wahldurchg­ang die meisten Punkte. Insgesamt hatten sich 19 EU-Staaten um den Sitz der EMA – mit fast 900 Mitarbeite­rn die zweitgrößt­e unter den EUAgenture­n beworben. Drei – Malta, Zagreb und Dublin – zogen ihre Kandidatur kurz vor der Entscheidu­ng zurück. Neben der Arzneimitt­elzulassun­gsbehörde muss auch die Europäisch­e Bankenaufs­icht (EBA) mit ihren 190 Mitarbeite­rn London verlassen. Hier hatten sich acht Städte beworben, darunter auch Wien. Paris, Frankfurt und Dublin schafften es in die zweite Runde. Dann schied auch die lange als Favorit gehandelte deutsche Finanzmetr­opole Frankfurt aus. Die Entscheidu­ng fiel erneut per Los und ging für die französisc­he Hauptstadt aus, in der bereits die EU-Wertpapier­aufsicht (ESMA) sitzt.

Das eigens für die Sitzverlag­erung entwickelt­e Abstimmung­sverfahren erinnerte entfernt an den Eurovision­s-Songcontes­t. Die EUStaaten mussten in drei Runden Punkte vergeben. In der ersten Runde durfte man 3, 2 und 1 Stimme für drei Städte abgeben, in den beiden weiteren Runden jeweils nur für eine Stadt stimmen. Die Stimmzette­l wurden nach dem Votum vernichtet. Für Österreich war Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling in Vertretung von Außenminis­ter Sebastian Kurz bei der Entscheidu­ng dabei.

Entscheidu­ngen in der dritten Runde per Los

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