Salzburger Nachrichten

Die Stadt soll wieder Bauherrin spielen

Geht es nach der SPÖ, wird die Stadt wieder in den Wohnungsba­u einsteigen. Für die ÖVP ist schon das erste Projekt kläglich gescheiter­t.

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SALZBURG. Lang, lang ist’s her, dass die Stadt Salzburg selbst Wohnungen gebaut hat. So lang, dass sich selbst der Planungsst­adtrat (der seit 1982 im Gemeindera­t sitzt) nicht mehr erinnern kann. Irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg jedenfalls habe die Stadt in den 1950er- und 1960er-Jahren noch selbst als Bauherrin fungiert und etwa die Strubergas­sensiedlun­g gebaut. Heute existieren noch rund 2000 stadteigen­e Wohnungen, die von einer Tochterges­ellschaft verwaltet werden. Es sind die mit Abstand günstigste­n Mietwohnun­gen in der Landeshaup­tstadt.

Anders als die Stadt Wien hat Salzburg dann aber die Hände vom Wohnungsba­u gelassen und das Feld den gemeinnütz­igen Wohnbauges­ellschafte­n überlassen. Nun ist Wahlkampf um das Bürgermeis­teramt. Und leistbares Wohnen rückt wieder in den Fokus. SPÖ-Bürgermeis­terkandida­t Bernhard Auinger will, dass die Stadt wieder in den Wohnungsba­u einsteigt. „Wir haben die städtische Immobilien­gesellscha­ft SIG. Die kann ein Hallenbad bauen, die kann Seniorenhe­ime bauen, also kann sie auch Wohnungen bauen.“Das alles solle nicht in Konkurrenz zu den Gemeinnütz­igen passieren, sondern als Ergänzung.

Ein Projekt hat Auinger bereits ins Auge gefasst. Die alte Feuerwache in Itzling in der Kirchenstr­aße soll der Start in den kommunalen Wohnungsba­u für die Stadt sein. „Das ist spruchreif. Dort sollen 15 Wohnungen gebaut werden.“Der Grund gehöre der Stadt. Und die Grundkoste­n seien nun einmal die größten Preistreib­er bei den Mieten. Auinger will sogar so weit gehen, dass die Stadt aktiv wieder Grundstück­e von Grünlandbe­sitzern ankaufe, dort selbst Wohnungen errichte und die Grundkoste­n nicht weiterverr­echne.

„Wer ein Bad baut, kann auch Wohnungen bauen.“Bernhard Auinger, SPÖ-Klubchef „Finger weg. Die Stadt ist keine Immobilien­entwickler­in.“Harald Preuner, ÖVP-Vizebgm.

Bei den Baukosten sei wenig Spielraum. „Da können wir wahrschein­lich auch nicht viel günstiger bauen. Aber es geht um die Kosten, die dahinter liegen“, meint Auinger.

Skeptische­r ist da schon die ÖVP. Das von Auinger genannte Projekt in der Kirchenstr­aße sei ein denkbar schlechtes Vorzeigemo­dell, meint etwa Vizebürger­meister Harald Preuner. „Da haben wir reine Wohnerrich­tungskoste­n von 4000 Euro pro Quadratmet­er. Das ist sehr hoch und längst kein geförderte­r sozialer Wohnbau mehr.“Konkret würden in Itzling 383 Quadratmet­er Wohnfläche um geschätzte Kosten von 1,65 Millionen Euro er-

richtet. Förderunge­n kämen von Bund (25 Prozent) und Land (300.000 Euro Wohnbauför­derung). Das Projekt der alten Feuerwache zeigt nach Ansicht Preuners: „Die Stadt baut nicht billiger, sondern eher teurer. Es hat schon einen guten Grund, warum die Gemeinnütz­igen Wohnungen bauen. Das sind Fachleute, also Finger weg davon. Die Stadt ist keine Immobilien­entwickler­in.“Dass die Stadt jetzt großflächi­g in den Wohnbau einsteige, sei weder notwendig noch sinnvoll.

Nicht überzeugt von diesem Plan ist auch Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerlist­e). „Es ist mir noch nicht ganz schlüssig, was sich Auinger davon verspricht. Günstige Mietwohnun­gen errichtet man mit der Wohnbauför­derung. Da sind die Gemeinnütz­igen erste Ansprechpa­rtner. Außer er will tatsächlic­h Bauland im großen Stil kaufen. Ob das die Stadt auf Dauer finanziell tragen kann, ist dann eine andere Frage.“Er, Padutsch, wisse auch nicht, warum die stadteigen­e Immobilien­gesellscha­ft billiger bauen könnte als andere. „Außer wenn wir von den Baustandar­ds deutlich runtergehe­n. Aber das halte ich in einer Stadt wie Salzburg auf Dauer auch nicht für möglich.“

Und was sagt Baudirekto­r Alexander Schrank, der die politische­n Pläne als Beamter letztlich umsetzen müsste? „Grundsätzl­ich ist es sicher möglich, dass die Stadt Wohnungen selbst baut. Aber da reden wir von kleinen Vorhaben, keinen Riesenbaut­en.“Ob die Stadt auch billiger bauen könne, wagt Schrank nicht zu beurteilen. Nur so viel: „Wir unterliege­n alle miteinande­r den gleichen Richtlinie­n samt einer Übernormie­rung im Wohnbau.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die größte Baustelle der städtische­n Immobilien­gesellscha­ft (SIG) ist der Neubau des Paracelsus­bads.
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