Salzburger Nachrichten

„Kinder sollen zu Fuß in die Schule gehen“

Schulen stellen Barrieren auf, damit Eltern ihre Kinder nicht mehr bis zum Eingang fahren. Ein Lokalaugen­schein, was sich vor den Gittern abspielt.

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

Ein Scherengit­ter sperrt die Straße ab, die zum Schuleinga­ng der Volksschul­e Morzg führt. Heike Rieser hat sich dahinter positionie­rt. Die Direktorin erklärt, warum sie und die Stadt Salzburg die Zufahrt versperren. „Zwei große Autos haben kaum nebeneinan­der Platz.“Wenn die Pkw rangierten, sei das gefährlich. „Kinder passen nicht wirklich auf – und wir haben keinen Gehsteig.“Neben Morzg stellen die Hausmeiste­r am Campus Mirabell und bei den Volksschul­en Lehen und Maxglan Gitter auf. Die Stadt verordnete die Barrieren, um die Sicherheit zu erhöhen. Die Regelung gilt für das gesamte Schuljahr.

Christian Hetz lässt in Morzg seinen Maxi vor dem Gitter aussteigen. „Für mich ist das kein Problem. Ich habe auch die Aufregung vorher nicht verstanden.“Der Schulweg sei zu weit, um zu Fuß zu gehen. „Wir wohnen am anderen Eck von Morzg und es gibt keine Kinder, mit denen er den Schulweg teilen könnte.“

Ein Fünftel ihrer 187 Schüler werde bis zum Eingang kutschiert, sagt Rieser. Die Direktorin hat vieles versucht: Elternbrie­fe, Sprechtage, Klassenfor­en. „Es gibt immer ein paar Unbelehrba­re.“Das wirkt sich auf den Verkehr aus. Bei 8000 Schulkinde­rn in der Stadt sind das 1600 Fahrten an jedem Schultag.

Christine Schmitzgru­ber spaziert mit Schulkind Maria die Straße entlang. Maria mag den Fußweg: „Meistens gehe ich mit einer Freundin, wir haben unsere Gaudi.“Inzwischen fährt Eva Apprich zum Gitter vor. Julius und Greta hüpfen aus dem Pkw. „Ich habe mir gedacht, dass die Sperre weiter vorn ist“, sagt Apprich. „Das wäre vielleicht sinnvoller.“Sie arbeitet in Anif und fährt ihre Kinder täglich zur Schule. „Wir wohnen bei der Sportunion, das wäre zu Fuß zu weit.“

Das Argument lässt Rieser nicht gelten. Es gebe Kiss-andgo-Plätze. Die Eltern könnten ihre Schützling­e dorthin fahren, die Kinder gehen den Rest des Weges gemeinsam. „Kinder sollten sich bewegen“, sagt die Direktorin. „Es gibt nichts Tolleres als den Schulweg. Da kann man so viel entdecken.“

„Am Schulweg können die Kinder so viel entdecken.“Heike Rieser, Schuldirek­torin

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BILD: SN/ROBERT RATZER Gitter hindern seit Montag Eltern an vier Schulstand­orten daran, ihre Kinder in der Früh bis zum Eingang zu fahren.
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