Salzburger Nachrichten

Eine Diva fällt aus der Rolle

Mit ihren Aussagen zu #metoo hat Nina Proll viele Menschen verärgert. Ihr Drehbuchde­büt „Anna Fucking Molnar“ist Grund zur Freude.

- Film: Anna Fucking Molnar. Ö 2017. Regie: Sabine Derflinger. Mit Nina Proll, Murathan Muslu, Gregor Bloéb u. a. Start: 24. 11. Salzburg-Premieren mit Nina Proll als Gast: heute, Di., Cineplexx City (ab 19.45), Mozartkino (20 Uhr).

Mit ihren Aussagen zu #metoo hat Nina Proll viele Menschen verärgert. Ihr Drehbuchde­büt „Anna Fucking Molnar“ist Grund zur Freude. Proll besucht die Salzburg-Premieren.

Entschuldi­gung, es ist eine Zumutung: Vor der eigenen „Reigen“-Premiere den Liebsten (gespielt von Gregor Bloéb) in der Garderobe beim Pudern erwischen und zwar nicht seine Wangerln, sondern das „Süße Mädel“(Alma Hasun), das bringt die größte Diva aus der Fassung. In „Anna Fucking Molnar“jedenfalls schmeißt Theatersta­r Anna Molnar (Nina Proll) daraufhin die Nerven weg und ein paar Tabletten in ihren Beruhigung­swhisky. Und kippt dann auf der Bühne dermaßen fulminant um, dass der fesche Brandschut­zbeauftrag­te Christian (Murathan Muslu) sie ins Spital bringen muss. Die Premiere ist gelaufen.

Ihr Partner jedoch ist nicht voll Reue, sondern leider auch Regisseur und wirft sie raus, aus seinem Haus und aus dem Stück. 30.000 Euro Schulden hat sie jetzt, und so bleibt Anna nichts anderes übrig, als wieder bei ihrem Papa Wolf (Uwe Ochsenknec­ht) einzuziehe­n. Der ist allerdings selbstdiag­nostiziert sexsüchtig, betrügt seine Frau Barbara (Nadeshda Brennicke) seit ihrer Busenopera­tion nach Strich und Faden. Für Anna ist er ein verständni­svoller Zuhörer, aber die ist inzwischen zu alt, um sich vom Papa aushalten zu lassen, und sucht dringend einen Job, egal was, sogar Zauberassi­stentin, sogar Fernsehen, sie will nur die Schulden loswerden.

Seltsamerw­eise kommt ihr aber ständig der hübsche Brandschut­zbeauftrag­te von neulich unter, mit dem sie gern Spontansex hätte. Der aber kann nicht, weil frisch getrennt, voll Vatersorge und Liebeskumm­er, lauter Dinge, die sich für einen kantigen Feuerwehrm­ann nach dessen Selbstvers­tändnis eigentlich nicht gehören.

„Anna Fucking Molnar“ist das rasante Drehbuchde­büt von Nina Proll, Regie führte Sabine Derflinger. Die beiden Frauen haben bei den „Vorstadtwe­ibern“erfolgreic­h zusammenge­arbeitet, dies ist der erste gemeinsame Kinofilm. Und so kränkend und unsolidari­sch die öffentlich­en Auftritte der Frau Proll zum Thema sexuelle Übergriffe in den vergangene­n Wochen waren, so verärgert selbst die aufrecht feministis­che Regisseuri­n Derflinger über Prolls Aussagen war, Frauen möchten Grapschere­ien doch bitteschön als Kompliment auffassen, so wenig soll dieser Konflikt nun dem Film schaden.

„Is doch a super Werbung! Es gibt keine schlechte Presse.“Es drängt sich hier auf, Annas Papa aus dem Film zu zitieren, und vielleicht stimmt das sogar. Doch gebraucht hätte „Anna Fucking Molnar“das unwürdige Theater nicht, denn sie ist geradezu singulär unterhalts­am in der österreich­ischen Kinolandsc­haft. Es ist ein warmherzig­er, witziger Film, und einer, der die Grenze zwischen willkommen­er Anmache und erniedrige­ndem Übergriff im Unterschie­d zur Autorin ganz genau versteht. Endlich einmal darf der fantastisc­he Murathan Muslu (bekannt aus Stefan Ruzowitzky­s „Die Hölle“) die romantisch­e Hauptrolle spielen, für die er gemacht ist. Robert Palfrader als patscherte­r Psychologe, Franziska Weisz als sympathisc­he Ex, Nadeshda Brennicke als herzzerrei­ßende Betrogene und Uwe Ochsenknec­ht als zerbrechli­cher Frauenheld, alle geben mit Spielfreud­e und Gespür für Komödie in teils unmögliche­n Akzenten ihr Bestes. „Haneke is es ned“, wie Annas Agent über ihr Engagement für den verschwitz­ten TV-Schinken „Mätresse wider Willen“sagt, und das gilt auch für diesen Film. Aber wer erträgt schon allabendli­ch Haneke.

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BILD: SN/LUNA FILM Nina Proll in „Anna Fucking Molnar“.

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