„Wir wollen die Schande zu den Tätern bringen“
Stars und Managerinnen klagen Übergriffe in Schwedens Popbranche an.
Das schwedische Popduo First Aid Kit richtete bereits im März eine klare Botschaft an übergriffige Männer: „You are the problem here“heißt es im Refrain einer Single, die am Weltfrauentag erschien. Doch nun habe, schrieben Johanna und Klara Söderberg am Wochenende auf Twitter, „das Lied vielleicht mehr Relevanz als je zuvor“. Die Musikerinnen sind zwei von 1993 schwedischen Frauen, die einen offenen Brief unterzeichnet haben, mit dem sexuelle Übergriffe in der schwedischen Musikindustrie öffentlich gemacht werden.
In der Petition, die in der Zeitung „Dagens Nyheter“publiziert wurde, forderten Popstars wie Robyn oder Nina Persson (The Cardigans), aber auch Produzentinnen, DJs, Autorinnen und Managerinnen eine „drastische Veränderung“in der Branche – angesichts von Belästigungen und Übergriffen, die „eher die Regel als die Ausnahmen sind“.
Laut einem Bericht des Mediums „The Local“entstand die Petition aus einer nicht öffentlichen Facebook-Gruppe, in der Frauen aus der Musikindustrie einander von Übergriffen berichteten. Nun sei es Zeit, öffentlich über den Missbrauch von Machtpositionen auch im Musikgeschäft zu sprechen: „Wir wollen die Schande dorthin bringen, wo sie hingehört, zu den Tätern.“
Schweden wird oft als Land mit weit fortgeschrittener Gleichstellungspolitik betrachtet. Im Zuge der #metoo-Debatte hatten in den vergangenen Wochen jedoch Vertreterinnen unterschiedlichster Branchen, darunter mehr als 600 Schauspielerinnen und Opernsängerinnen sowie 5000 Juristinnen, Anklagen über sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung öffentlich gemacht.