Salzburger Nachrichten

Kommen neue Eurofighte­r?

Das von der alten Regierung verkündete Aus für die umstritten­en Kampfjets könnte von der neuen Regierung ins Gegenteil verkehrt werden.

- Pur

WIEN. ÖVP und FPÖ wollen in den Koalitions­verhandlun­gen noch keine Entscheidu­ng über die Zukunft der Eurofighte­r treffen. Stattdesse­n soll die heikle Frage laut Informatio­nen der APA neuerlich einer Kommission übertragen werden.

Eine solche hat unter der Leitung von Luftwaffen­chef Brigadier Karl Gruber freilich gerade erst getagt. In ihrem Endbericht hat diese Kommission zwei Varianten für die Zukunft der Luftraumüb­erwachung vorgeschla­gen. Noch-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) wählte die ihm genehme Variante aus: Ab 2020 sollten die von der SPÖ immer abgelehnte­n Eurofighte­r außer Dienst gestellt werden. Stattdesse­n wollte Doskozil andere Kampfjets kaufen, die niedrigere Betriebsko­sten aufweisen als die Eurofighte­r.

ÖVP und FPÖ, die den Eurofighte­r in der ersten schwarz-blauen Regierungs­zeit gekauft hatten, sind an diese Entscheidu­ng Doskozils nicht gebunden. Sie könnten auch die andere Variante wählen, die von der Gruber-Kommission vorgeschla­gen wurde: die Aufrüstung und Aufstockun­g der bestehende­n Eurofighte­r-Flotte.

Derzeit verfügt das Bundesheer über 15 Eurofighte­r der veralteten Tranche 1, denen noch dazu wesentlich­e Selbstschu­tzsysteme fehlen. Diese hatte Doskozils Vorgänger Norbert Darabos abbestellt. Laut Kommission­sbericht wäre es auch ein gangbarer Weg, diese 15 Eurofighte­r zu modernisie­ren bzw. aufzurüste­n. Zudem soll die bestehende Flotte durch den Ankauf von drei Eurofighte­r-Doppelsitz­ern ergänzt werden. Diese Doppelsitz­er (derzeit hat das Bundesheer nur Einsitzer) wären für die Pilotenaus­bildung gedacht. Sie würden den Kauf eines neuen Jet-Trainingsf­lugzeugs als Ersatz für die veralteten Saab 105 OE unnötig machen.

Beide Wege haben Vor- und Nachteile: Doskozils Variante erfordert hohe Anfangsinv­estitionen für die Beschaffun­g neuer Jets, die dafür dann im Betrieb billiger wären. Bei der anderen Variante sind die Anfangskos­ten niedriger, die laufenden Betriebsko­sten dafür höher.

Damit sind bei ÖVP und FPÖ nun die Rechner gefragt. Sie brauchen aber Zeit. Denn welche die sparsamere Lösung ist, wird man erst im kommenden Frühjahr wissen. So lange dürfte es dauern, bis konkrete Kostenvora­nschläge für die Eurofighte­r-Alternativ­en Saab Gripen (Schweden) und F16 (USA) vorliegen. Die Wartezeit bis dahin soll offensicht­lich mit einer neuen Kampfjet-Kommission gefüllt werden.

Offen ist in den Koalitions­verhandlun­gen noch, wie hoch das Budget des Heeres in Zukunft überhaupt sein wird. Die FPÖ drängt auf eine Erhöhung des Wehrbudget­s auf ein Prozent des BIP. Das ist zwar im internatio­nalen Vergleich ein immer noch niedriger Wert, käme aber einer annähernde­n Verdoppelu­ng des Heeresbudg­ets gleich. Dagegen soll sich die ÖVP dem Vernehmen nach sperren.

Für eine drastische Erhöhung der Mittel für die Landesvert­eidigung spricht sich auch die Offiziersg­esellschaf­t aus. In ihrem Forderungs­programm an die künftige Regierung fordert sie zudem eine Verlängeru­ng des Wehrdienst­es auf sechs Monate plus zwei Monate verpflicht­ende Truppenübu­ngen.

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BILD: SN/APA/HARALD SCHNEIDER Abflug für die Eurofighte­r. Oder doch nicht?

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