Das Alter weckt Ängste
Gehofft wird folglich, geistig und körperlich fit zu bleiben. Und nicht zu vereinsamen.
WIEN. Wie wird’s mir im Alter gehen? Mit dieser Frage setzt sich ein großer Teil der Bevölkerung auseinander – und zwar intensiv. Meinungsforscher Werner Beutelmeyer spricht angesichts des riesigen demografischen Wandels gar von einem Megatrend. Sein Institut market hat 1053 Personen verschiedener Altersgruppen gefragt, welche Hoffnungen und Ängste sie mit dem Alter verbinden. Die Antwort fiel eindeutig aus: Zwei Drittel aller Befragten fürchten sich davor, zu vereinsamen. Damit gehört die Einsamkeit zu den ganz großen Sorgen.
Überhaupt ist mit dem Alter, das gefühlsmäßig mit 80 und damit im Schnitt 20 Jahre nach dem Pensionsantritt zu beginnen scheint, viel Unbehagen verbunden. Das spiegelt sich sowohl in den größten Hoffnungen als auch in den größten Befürchtungen. Zwei Drittel fürchten sich davor, schwer zu erkranken, knapp 60 Prozent davor, zum Pflegefall zu werden. Jeder Zweite hat Angst, im Alter seinen Partner zu verlieren, knapp dahinter folgt die Sorge, dement zu werden (45 Prozent). Die Angst vor Armut im Alter reihten die Befragten erst auf Platz zehn ein (18 Prozent). Die größten Hoffnungen, die ans Alter geknüpft werden: erstens geistig und zweitens körperlich fit zu sein. Dahinter folgen der Wunsch, in sozialer Sicherheit zu leben, und die Hoffnung, nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Der Wunsch nach einer gesicherten Pension folgt auf Platz fünf.
„Menschen suchen Gemeinschaft“: So fasst Ex-Landeshauptmann Josef Pühringer, nun Chef des oberösterreichischen Seniorenbundes, die Ergebnisse zusammen. Genau genommen habe man es heute mit zwei Generationen von Senioren zu tun, den 60- bis 80-Jährigen, von denen der größte Teil noch sehr fit sei, und den Betagten. Auch ihre Zahl steige stark an, demnächst werde man von der Generation der 80- bis 100-Jährigen sprechen müssen. Für beide Seniorengenerationen müsse es ein starkes soziales Netz geben, das sich der Staat, aber auch die Betroffenen im Fall des Falles leisten können. Pühringer in Richtung Politik: „Den Pflegeregress abschaffen allein ist zu wenig, es braucht ein umfassendes Pflegepaket.“Und weiter: „Wir werden uns nicht ewig auf die Hilfe aus der Slowakei verlassen können, wir müssen für den Beruf werben und genug Leute ausbilden.“
Vieles an Gemeinsamkeit, so Pühringer, könnten die Seniorenorganisationen bieten. In Oberösterreich etwa seien 45 Prozent der Generation 60 plus Mitglieder in den großen Seniorenverbänden. „Und das ganz ohne Pflichtmitgliedschaft“, wie der Altlandeshauptmann anmerkte.
In Auftrag gegeben wurde die Umfrage von der Silver-LivingGruppe: 2006 gegründet, ist sie heute Marktführer im frei finanzierten Bau von Seniorenwohnanlagen mit Betreuungsangebot. Folglich wurde auch abgefragt, wo und wie man im Alter gern leben würde. Auch hier war die Antwort eindeutig: Knapp die Hälfte gab an, in den eigenen vier Wänden bleiben zu wollen, unterstützt von mobilen Diensten oder Familienangehörigen. Mit 32 Prozent auf Platz zwei folgen betreute Wohnformen. Wenig Freunde haben alle anderen Varianten. Nur fünf Prozent würden sich wünschen, im Alter bei den Kindern einzuziehen. Ein Altersheim würden vier Prozent bevorzugen, eine Seniorenresidenz – wohl auch wegen der befürchteten Kosten – drei Prozent. Ins Pflegeheim will erwartungsgemäß niemand.