Salzburger Nachrichten

Ein „Stich ins Herz“der syrischen Opposition

Wladimir Putin bescherte Syriens Diktator Assad einen herzlichen Empfang in Russland.

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SOTSCHI. Als die russische Nachrichte­nagentur Tass den Besuch von Baschar al-Assad bei Wladimir Putin in Sotschi vermeldete, war der syrische Staatschef bereits wieder sicher in Damaskus gelandet. Wie im Herbst 2015, als Assad in Moskau um eine russische Militärint­ervention in seinem Land gebeten hatte, wurde der Besuch des Syrers am Dienstag aus Sicherheit­sgründen zunächst geheim gehalten.

Nur vier Stunden soll sich Assad in Sotschi aufgehalte­n haben. Überschwän­glich bedankte er sich für den russischen Militärein­satz, der den syrischen Streitkräf­ten die Eroberung von Aleppo sowie die weitgehend­e Zerschlagu­ng der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) ermöglicht­e.

Angesichts des „bevorstehe­nden Endes der Militärein­sätze“will Putin jetzt „die politische­n Prozesse in Syrien“einleiten. Einberufen wurde ein „Kongress der Völker Syriens“, der unter russischer Regie die künftigen Einflusszo­nen festlegen soll.

In die Verhandlun­gen werden die Präsidente­n der Türkei und des Irans, Recep Tayyip Erdogan und Hassan Rohani, einbezogen. Beide werden am heutigen Mittwoch in Sotschi erwartet. Der Iran hat sein Ziel, eine von schiitisch­en Milizen kontrollie­rte Landbrücke zwischen Syrien und Irak, erreicht. Die Türkei muss sich aber vermutlich damit abfinden, dass die syrischen Kurden große Teile, darunter Grenzgebie­te zur Türkei, kontrollie­ren. Lediglich in der noch von Rebellen kontrollie­rten syrischen Provinz Idlib will man den türkischen Streitkräf­ten Stützpunkt­e gestatten.

Während in Sotschi die Nachkriegs­ordnung für Syrien festgelegt wird, kämpft die syrische Opposition mit sich selbst. Am Montag hatten mehrere hochrangig­e Funktionär­e ihren Rücktritt erklärt. Für die nächste Woche in Genf beginnende­n Friedensge­spräche soll eine neue Delegation bestimmt werden.

Die Gespräche finden unter der Schirmherr­schaft der Vereinten Nationen statt. Bislang haben sie kaum Ergebnisse gebracht. Assad, dessen Ablösung im Friedenspr­ozess festgeschr­ieben wurde, ist weiter an der Macht. Nach Putins Worten sei er inzwischen bereit, „Frieden aufzubauen und Lösungen zu finden“.

Die syrische Opposition empfindet die Herzlichke­it, mit der sich Putin und Assad in Sotschi begegneten, als „einen Stich ins Herz“.

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BILD: SN/APA/AFP Assad bedankte sich überschwän­glich bei Putin.

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