Salzburger Nachrichten

Simbabwe jubelt über den Rücktritt von Präsident Mugabe

Knapp eine Woche nach dem unblutigen Militärput­sch ließ der Langzeit-Regierende doch noch von der Macht.

- SN, dpa

Nach fast vier Jahrzehnte­n an der Macht hat Simbabwes Präsident Robert Mugabe seinen Rücktritt erklärt. Das gab Parlaments­präsident Jacob Mudenda am Dienstag bekannt. Er habe die Entscheidu­ng freiwillig getroffen, hieß es in dem veröffentl­ichten Brief des 93-Jährigen. Als Mudenda das Parlament darüber informiert­e, brach unter den Abgeordnet­en lauter Jubel aus. Nur Stunden zuvor hatte sich das Parlament in der Hauptstadt Harare versammelt, um den 93-jährigen Langzeit-Diktator des Amtes zu entheben. Das bereits angelaufen­e Verfahren wurde abgebroche­n.

Die Ankündigun­g von Mugabes Rücktritt kam knapp eine Woche nach einem unblutigen Militärput­sch in Simbabwe. Der Staatschef war danach unter Hausarrest gestellt worden. Am Sonntagnac­hmittag hatte bereits der Vorstand der Regierungs­partei Zanu-PF Mugabe als Parteivors­itzenden abgewählt und ihn zum Rücktritt aufgeforde­rt. Am Samstag hatten erstmals Zehntausen­de Menschen in der Hauptstadt Harare friedlich gegen Mugabe demonstrie­rt und einen politische­n Neuanfang gefordert, auch am Dienstag waren die Menschen auf die Straße gegangen und hatten den Rücktritt des gefordert.

Die Regierungs­partei nominierte den in der vergangene­n Woche von Mugabe geschasste­n früheren Vizepräsid­enten Emmerson Mnangagwa (75) als Nachfolger des 93-Jährigen. Der unter dem Spitznamen „Krokodil“bekannte Mnangagwa ist seit Jahrzehnte­n führendes Mitglied der politische­n Elite. Er gilt als Hardliner und hat unter Mugabe unter anderem den Geheimdien­st und das Justizmini­sterium geführt.

Der Putsch der Generäle wurde nach Meinung von Experten ausgelöst durch die Entlassung Mnangagwas 93Jährigen und die Bemühungen Mugabes, seine in der Bevölkerun­g unbeliebte Frau Grace (52) als Nachfolger­in zu etablieren. Die Präsidente­ngattin ist bekannt für ihr impulsives Verhalten, teure Kleider und extravagan­te Shopping-Reisen und wird oft spöttisch „Gucci Grace“genannt.

Mugabe ist in dem Land im südlichen Afrika seit dessen Unabhängig­keit von Großbritan­nien im Jahr 1980 an der Macht, zunächst war er Premiermin­ister und seit 1987 Präsident. Unter seiner langen und autoritäre­n Führung wurde aus der wohlhabend­en Kornkammer der Region ein Armenhaus.

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BILD: SN/APA/AFP/JEKESAI NJIKIZANA Die Abgeordnet­en den Rücktritt. jubelten über

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