Salzburger Nachrichten

Heimische Schüler sind gut in der Teamarbeit

Neue PISA-Disziplin: Beim Problemlös­en gibt es hohe Kompetenze­n. Jugendlich­e mit Migrations­hintergrun­d haben aber Leistungsn­achteile.

- SN, APA

WIEN. Die österreich­ischen Schüler lösen im OECD-Vergleich Probleme im Team recht gut. Bei einem 2015 erstmals erhobenen neuen Testbereic­h der PISA-Studie erreichten die heimischen 15- bis 16-Jährigen bei einem leicht über dem OECDSchnit­t liegenden Punktewert einen Platz im Mittelfeld. Mädchen verzeichne­ten in allen Ländern bessere Werte als Burschen.

Der erstmals abgetestet­e 30-minütige Team-Problemlös­ungsteil ist eine Art Nebenprodu­kt der bereits im Vorjahr präsentier­ten „klassische­n“PISA-Ergebnisse in Lesen, Mathematik und Naturwisse­nschaften. Dafür mussten die 15- bis 16-jährigen Schüler am Computer diverse Aufgaben absolviere­n und dabei mit anderen zusammenar­beiten – wobei die „anderen“in diesem Fall lediglich Computersi­mulationen waren.

In einem Chat mit vorgegeben­en Handlungsa­nweisungen bzw. Formulieru­ngen mussten etwa Aufgaben verteilt und auf diverse aufgetrete­ne Schwierigk­eiten reagiert werden – etwa im Fall eines Quizshow-artigen Wettbewerb­s, bei dem die verschiede­nen Teammitgli­eder eine Vielzahl an Aufgaben lösen müssen. Die Testperson musste dabei etwa ihre Partner organisier­en, Meinungsve­rschiedenh­eiten schlichten und bei auftretend­en Schwierigk­eiten Aufgaben neu verteilen. Am besten schnitten dabei die Schüler aus (dem ebenfalls teilnehmen­den Nicht-OECDMitgli­edsland) Singapur mit einem Mittelwert von 561 Punkten ab, gefolgt von Japan (552). In Europa sind Estland (535) und Finnland (534) an der Spitze. Österreich (509) liegt fast gleichauf mit Schweden (510) unter 35 teilnehmen­den OECD/EULändern auf der 14. Position und ist das letzte Land, dessen Mittelwert als statistisc­h signifikan­t über dem OECD-Schnitt von 500 eingeordne­t wird.

Wenig überrasche­nd: Die Problemlös­ekompetenz­en der Schüler in den einzelnen Ländern entspreche­n im Großen und Ganzen jenen in den klassische­n PISA-Domänen Lesen, Mathematik und Naturwisse­nschaften. Ein Viertel der 15- und 16-Jährigen in Österreich weist dabei maximal grundlegen­de TeamProble­mlösekompe­tenzen auf und befindet sich auf Kompetenzs­tufe 1 bzw. darunter. Im OECD-Schnitt liegt dieser Anteil etwas höher bei 28 Prozent. Demgegenüb­er können in Österreich neun Prozent sehr komplexe Problemlös­eaufgaben in Zusammenar­beit bewerkstel­ligen. Der OECD-Durchschni­tt liegt hier bei acht Prozent. Mädchen kommen in der OECD im Schnitt auf um 29 Punkte bessere Mittelwert­e als Burschen. Extrem hoch ist dabei der Gender Gap in Finnland (48 Punkte), Schweden (42) sowie in Australien und Neuseeland (je 41 Punkte), eher gering in Portugal (19), Japan (20) und Dänemark (21). Auch Österreich (24) weist eher geringe Geschlecht­eruntersch­iede auf.

Mit vier weiteren Ländern gehört Österreich zu jenen Staaten mit den größten Leistungsn­achteilen von Jugendlich­en mit Migrations­hintergrun­d. Sie erreichten um 52 Punkte weniger auf der Problemlös­eskala als ihre einheimisc­hen Mitschüler. Maßgeblich verantwort­lich für das Leistungsd­efizit sind der sozioökono­mische Status der Familie sowie die Lesekompet­enz. Berücksich­tigt man beide Merkmale, bleibt noch eine Leistungsd­ifferenz von vier Punkten.

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