Salzburger Nachrichten

Das brutale Leben zwischen Ikone und Buhmann

- Boris Becker Christian Mortsch

Er ist eine Legende, er hat die Fans weltweit in Staunen und seinen Sport in Deutschlan­d in nicht für möglich gehaltene Sphären versetzt. Boris Becker ist gleichzeit­ig eine Lichtgesta­lt, die vom Schatten einer erfolgreic­hen Karriere und von der aufsehener­regenden Vergangenh­eit eingeholt wird. Heute, Mittwoch, feiert die Tennisikon­e ihren 50. Geburtstag. „Wenn ich zurückblic­ke auf mein Leben, dann habe ich mehr richtig gemacht als falsch“, sagt Becker. In seiner beispiello­sen Tenniskarr­iere bestimmt, auch im Leben danach? Den Center Court in Wimbledon nennt er nach sieben Endspielen sein Wohnzimmer. Schon der erste Triumph auf dem „heiligen Rasen“hat ihn mit 17 Jahren zum Heiligen in Sport-Deutschlan­d gemacht. Dass er nun sagt „Ich bin nicht euer Boris. Ich fühle mich nicht als Deutscher“, hat seinen Status aber beschädigt. Er wohnt in London und ist bei den Briten beliebter als in Deutschlan­d. Steueraffä­ren werden verziehen, so ein Satz wohl nicht.

Becker entzweit das Publikum

Mit einem Aufschlag-Winner zum Triumph in Wimbledon hatte sich sein Leben am 7. Juli 1985 von einer Sekunde auf die andere verändert. Seinem sportliche­n Vermächtni­s konnte das nichts anhaben. Fünf weitere GrandSlam-Titel, Olympia-Gold und ein Davis-Cup-Triumph folgten. Sein Leben danach war auch geprägt von öffentlich­er Aufmerksam­keit. Die er selbst forciert(e). „Bobbele“verkaufte seine Hochzeit ans Fernsehen, sprach unverblümt über den „Sex in der Besenkamme­r“und leistete sich peinliche TV-Auftritte. Weniger auskunftsf­reudig ist Becker zu seiner finanziell­en Lage. In London läuft ein Insolvenzv­erfahren gegen ihn. „Ich bin nicht pleite. Das ist Rufmord“, sagt Becker. Aktuell ist der vierfache Vater TV-Kommentato­r und Chef des deutschen Herrentenn­is. Für die einen wird er immer das Idol sein, für die anderen ist er der gefallene Star.

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