Salzburger Nachrichten

Österreich­er leben zu ungesund

Der neue EU-Report fast zusammen, woran das Gesundheit­swesen besonders krankt.

- Alfred Pfeiffenbe­rger

Was zählt zu den größten Problemen des Gesundheit­swesens? Die vom Sozialmini­sterium bei der London School of Economics in Auftrag gegebene Studie beantworte­te diese Frage jüngst so: Dass es der Politik nicht gelinge, die Österreich­er zu einem gesünderen Lebensstil zu bewegen. Zwar steige die Lebenserwa­rtung, die Menschen würden aber deutlich früher krank als in anderen EU-Ländern. Genau in diese Wunde legt nun auch der neueste EU-Länderberi­cht zum Thema Gesundheit seinen Finger.

28 Prozent der gesamten „Krankheits­belastung“Österreich­s stünden im Zusammenha­ng mit einem ungesunden Lebensstil, heißt es in dem Report, der heute in Brüssel präsentier­t wird. Wie vor 20 Jahren rauchten in Österreich 24 Prozent der Bevölkerun­g täglich (EUSchnitt: 21%). Das stehe in krassem Gegensatz zu anderen Ländern, die es geschafft hätten, die Raucherquo­te deutlich zu senken. Kaum zurückgega­ngen sei der hohe Alkoholkon­sum: Mit 12,3 Litern reinen Alkohols pro Kopf liege er um mehr als zwei Liter über dem EU-Schnitt. Nicht zuletzt steige der Anteil der Fettleibig­en (auf unterdesse­n 14%). All das räche sich. Die Österreich­er würden um eineinhalb Jahre früher krank als der EU-Durchschni­tt.

Wenig geändert hat sich auch am anderen Hauptprobl­em des österreich­ischen Gesundheit­swesens: seiner Spitalslas­tigkeit.

Ab und zu, aber wirklich nur ab und zu, schaut man etwas ratlos Richtung Wien und was sich dort so abspielt. Derzeit ist es wieder einmal so weit. Der Grund? Die geplante Absiedlung des Umweltbund­esamts aus Wien nach Niederöste­rreich – und zwar in die Stadt Klosterneu­burg. Der Agrarminis­ter hat dies mit dem Land Niederöste­rreich vereinbart und begründet es damit, dass Bundesstel­len in die Regionen übersiedel­n sollen, damit dort hochwertig­e Arbeitsplä­tze entstehen und sich nicht alles auf Wien konzentrie­rt. Die Stadt Wien schreit Zeter und Mordio und spricht von einem Anschlag von ÖVP und FPÖ auf die Bundeshaup­tstadt.

Klosterneu­burg, eine hübsche Stadt gleich an der Wiener Stadtgrenz­e. Mit den gut ausgebaute­n öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ist es etwa eine halbe Stunde ins Wiener Zentrum. Wenn man sich das vor Augen hält, stellt sich schon die Frage, wo hier hochwertig­e Arbeitsplä­tze in den ländlichen Raum verlagert werden? Warum dieser Weg zum Arbeitspla­tz nicht zumutbar ist? Warum die Umsiedlung eines Amts ein Anschlag auf Wien ist? Was soll’s: Wie heißt es so schön: Wien ist eben anders.

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