Frisch gestrichen: Konzerte des 20. Jahrhunderts
Heute, Donnerstag, spielen die Geigerin Arabella Steinbacher und der Bratscher Nils Mönkemeyer im Salzburger Abonnementkonzert des Mozarteumorchesters Mozarts Sinfonia concertante in klassischtrauter Zweisamkeit. Unabhängig voneinander lassen sich die beiden Solisten auf ihren neuesten CD-Einspielungen als Solovirtuosen hören mit Programmen, die gleichwohl – ein schöner Zufall – Verbindungen untereinander aufweisen.
Mit den 1939 entstandenen, dementspechend trauerpessimistischen Violinkonzerten von Benjamin Britten und Paul Hindemith und dem zehn Jahre zuvor komponierten Bratschenkonzert von William Walton stehen drei konzertante Kaliber des 20. Jahrhunderts zur Diskussion. Arabella Steinbacher hat auch eine gleichsam familiäre Beziehung zu Paul Hindemith. Ihr Vater war Korrepetitor für die Uraufführung von dessen letztem, großen Opernwerk, der KeplerOper „Die Harmonie der Welt“.
Hindemith wiederum, ein exzellenter Bratscher, war 1929 der Uraufführungssolist für William Waltons Konzert, nachdem dessen Auftraggeber Lionel Tertis die Premiere abgelehnt hatte. Übrigens reüssierte auch Britten am „Aschenputtelinstrument“der Bratsche, für das er selbst ein anspruchsvolles Solowerk, „Der Schwanendreher“, schrieb.
Die lyrisch grundierte Eleganz von Waltons Konzert (in der Version von 1961) gibt Nils Mönkemeyer jedenfalls Gelegenheit, zusammen mit den delikat musizierenden Bamberger Symphonikern unter Markus Poschner (und an der Seite von erzählerisch-kontemplativen Werken von Max Bruch und Arvo Pärt), dem samtigen Wohllaut seines Instruments, das auch rauchiges Timbre und superbe virtuos-spielerische, in den schnellen Sätzen schwungvoll- tänzerische Wendigkeit kennt, den feinstmöglich sprechenden Ausdruck zu geben. Elegische Süße und zupackende Energie paaren sich vorbildlich.
Eine andere, durchaus weniger offensive Art des Konzertierens verlangen die groß dimensionierten Violinkonzerte von Britten und Hindemith. Arabella Steinbacher integriert ihren ausdrucksstarken, immer von emphatisch dringlicher „Botschaft“erfüllten Geigenton in diese herben, melancholisch getränkten und auch bitteren Spätblüten der Solokonzertliteratur. Man muss hier, anders gesagt, führen können und darf sich doch nicht vordrängen. So entstehen integrale und dringliche „Bilder“, eine organisch wachsende Reflexion über einen schmerzvollen und doch auch tröstlichen „Klang aus dunkler Zeit“, die das Rundfunk-Sinfonieorchester unter der so präzisen wie dicht argumentierenden Leitung von Vladimir Jurowski bedingungslos klar und deutlich mitträgt. CD: