Salzburger Nachrichten

Österreich muss Budget korrigiere­n

Die EU-Kommission warnt vor einem zu hohen Defizit.

- Mg

Österreich­s nächster Finanzmini­ster muss beim Haushalt für 2018 den Rotstift ansetzen. Der Budgetplan, den der amtierende Minister Hans Jörg Schelling im Oktober nach Brüssel geschickt hat, laufe Gefahr, die Vorgaben des Stabilität­sund Wachstumsp­akts zu verfehlen, heißt es in der Bewertung der EU-Kommission von Mittwoch. Dies gelte auch dann, wenn die zusätzlich­en Flüchtling­skosten von der Budgetbere­chnung ausgenomme­n würden. Österreich wird daher aufgeforde­rt, einen aktualisie­rten Budgetplan vorzulegen, sobald die neue Regierung die Amtsgeschä­fte übernimmt, spätestens einen Monat vor der Annahme des Budgets im Parlament.

Nach den – im Vergleich zum Finanzmini­sterium weniger optimistis­chen – Berechnung­en der Brüsseler Behörde wird Österreich­s strukturel­les Defizit (bereinigt um saisonale Schwankung­en und Einmaleffe­kte) 2018 auf 1,0 Prozent steigen. Vereinbart ist aber eine Reduktion des strukturel­len Defizits auf 0,5 Prozent ab 2018. Für die zusätzlich­en Ausgaben für Flüchtling­e nützt Österreich seit 2015 die vorgesehen­e Flexibilit­ätsklausel. 2017 wurde um die Anrechnung von 0,01 Prozent der Wirtschaft­sleistung ersucht. In der Budgetplan­ung werden die Extraausga­ben nun mit 0,5 Prozent beziffert. Die EU-Kommission will Österreich im laufenden Jahr 0,02 Prozent seiner Wirtschaft­sleistung für Flüchtling­sund Sicherheit­sausgaben zur Terrorbekä­mpfung auf das Budget anrechnen. Wie viel am Ende 2017 und 2018 herausgere­chnet werden darf, will die EU-Behörde im Frühjahr beurteilen.

Schelling sieht die Warnung der EU-Kommission als übliches Prozedere. „Österreich ist sich bewusst, dass auch das kommende Budget im Einklang mit den Regeln des Stabilität­sund Wachstumsp­akts beschlosse­n werden muss“, ließ er per Aussendung wissen. Die künftige Regierung müsse den eingeschla­genen Konsolidie­rungspfad weiter gehen. ÖVP und FPÖ haben im Rahmen ihrer Koalitions­verhandlun­gen angekündig­t, die EU-Defizitvor­gaben einhalten zu wollen. Beide Parteien haben aber im Wahlkampf milliarden­schwere Steuersenk­ungen versproche­n.

Neben Österreich befürchtet Brüssel auch in Belgien, Slowenien, Portugal und Italien eine Abweichung vom Budgetpfad. An Rom erging wegen der hohen Schulden ein Extrawarnb­rief.

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