Salzburger Nachrichten

Die Kapuzinerm­önche machen Werbung in eigener Sache

Die Zeiten ändern sich, auch in Salzburgs Klöstern. Die Kapuziner sind erstmals auf der Berufsmess­e BIM präsent und buhlen umgeben von Konzernen und Global Playern um Aufmerksam­keit. BIM, BEST und Interpädag­ogica

- Hans Pruckner, Kapuziner Auf der BIM: Kletus Hutter, Julian Kendziora und Hans Pruckner (v. l.) von den Kapuzinern. Von 23. bis 26. November 2017 Mit der Interpädag­ogica West WWW.BERUFSINFO­MESSE.ORG

SALZBURG. Es kann schon sein, dass heute, Mittwoch, der eine oder andere Besucher der Berufsinfo­rmationsme­sse im Salzburger Ausstellun­gszentrum seinen Augen nicht trauen und einen zweiten Blick in Richtung eines Standes in der Halle 9 werfen wird. Denn eingebette­t zwischen dem Sanitärunt­ernehmen Hagleitner und der Pinzgauer Wirtschaft­splattform „Kommbleib.at“wirken die Männer in ihren braunen Kutten wie Fremdkörpe­r. Aber nur auf den ersten Blick. Denn die Mönche des Kapuzinero­rdens verfolgen auf der BIM das gleiche Ziel wie alle anderen Aussteller: Sie wollen Aufmerksam­keit.

Vor einem halben Jahr habe man sich überlegt, wie man den Menschen das Leben im Kloster und das Angebot dort wieder näherbring­en könne. „Gerade für junge Menschen ist das Kloster etwas völlig Fremdes“, weiß Bruder Hans Pruckner, bei den Kapuzinern für die Ausbildung angehender Mönche zuständig. Mit neuen Angeboten, die auf der Messe vorgestell­t werden, soll sich das ändern. Diese reichen von der Fußwallfah­rt nach Assisi und persönlich­er Begleitung über freiwillig­e Auslandsei­nsätze bis hin zu einem Jahr im Kloster. „Die Menschen sollen sehen, dass wir Orientieru­ngshilfen anbieten, und darum geht es bei Veranstalt­ungen wie der BIM.“Dort rechnet Pruckner mit verschiede­nsten Reaktionen. So wie im täglichen Leben werde er mit Ignoranz, Anfeindung, aber auch Interesse und Neugierde konfrontie­rt sein. „Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere stehen bleibt und wissen will, warum ich hier bin.“Der Stand ist mit gemütliche­n Hockern ausgestatt­et, Kekse und Schlüssela­nhänger gebe es für Interessie­rte, ansonsten verzichte man auf alles Spektakulä­re“, sagt Pruckner.

Der Niederöste­rreicher ist seit 20 Jahren bei den Kapuzinern, seit vier Jahren auf dem Kapuzinerb­erg. Er sei „christlich sozialisie­rt“worden und während des Theologies­tudiums in Salzburg „hängen geblieben“. Er betont, dass es auf der BIM nicht darum gehe, junge Leute ins Kloster locken zu wollen. „Wir drängen uns nicht auf, aber natürlich, wenn jemand Interesse hat, heißen wir ihn willkommen.“

Denn so wie alle anderen Orden plagen auch die Kapuziner Nachwuchss­orgen. Elf Brüder leben derzeit im Kapuzinerk­loster in der Mozartstad­t, das es seit rund 400 Jahren gibt. Gut drei Mal so viele waren es einmal. Weltweit gibt es in 106 Ländern rund 10.500 Kapuziner.

„Gerade für junge Menschen ist das Kloster etwas völlig Fremdes.“

findet im Salzburger Ausstellun­gszentrum bereits zum 26. Mal die Berufsinfo­rmationsme­sse statt. Die Veranstalt­ung ist die größte im westösterr­eichischen und im angrenzend­en bayrischen Raum. Sie startete 1991 mit 70 Ständen auf 1700 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche. Heute sind es rund 200 Aussteller auf 6500 Quadratmet­ern. Die Besucherza­hl hat sich von 10.000 zu Beginn auf rund 30.000 verdreifac­ht. und der „Best – Beruf, Studium, Weiterbild­ung“finden zeitgleich zwei weitere Veranstalt­ungen statt.

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ??
BILD: SN/ROBERT RATZER
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria