Reservat oder Lebensraum
Randregionen brauchen mehr als Tourismus und gescheite Sprüche aus der Stadt.
Wenn sie auf das Land fährt, sagte neulich eine prominente Dame aus der Hauptstadt, möchte sie nichts anderes vorfinden als unberührte Natur und zeitgemäße Freizeitmöglichkeiten (ja was nun?), ein stimmiges Ambiente (was auch immer sie darunter verstehen mag) und urige Menschen, alles andere würde nur stören. Auch manch aus Funk und Fernsehen bekannter Schulmeister fährt seine Bücher anpreisend über das Land und erklärt den beeindruckten Provinzlern, was bei ihnen ziemlich schiach ist – als würden die das nicht selber sehen. Was diese sicher sehr gescheiten Herrschaften uns tumben Landeiern aber nie sagen, ist, wie wir in der propagierten Idylle halbwegs würdevoll überleben sollen. Mit dem Tourismus alleine werden wir unsere gut ausgebildeten Jungen nicht halten können, aber viele würden liebend gerne bleiben, wenn sie einen adäquaten Job hätten.
Wenn die Politik hier ernsthaft gegensteuern will, muss sie aktiv eingreifen, Strukturen ändern und auch ordentlich Geld in die Hand nehmen. Steuervorteile und gezielte Förderungen für Betriebe, die sich an der Peripherie ansiedeln, wären eine Möglichkeit, die großflächige Auslagerung von Verwaltung eine andere. Aber da haben dann oft gerade die glühendsten Föderalisten plötzlich arge Bedenken, wenn nicht von Wien nach Salzburg, sondern von Salzburg nach Tamsweg oder Mittersill ausgelagert werden soll.
Eines ist klar: Wenn es so weiterläuft wie bisher, werden manche Randregionen bald keine funktionierenden Lebensräume mehr sein, sondern ein Teil wird zu touristischen Reservaten verkommen und ein anderer Teil wird langsam absterben – und das wird dann wirklich teuer. Aber die Wünsche der prominenten Dame wären dann endlich erfüllt.