„Der Schlächter vom Balkan“zeigt keine Reue
Mit einem Lächeln im Gesicht erschien Ratko Mladić vor dem UN-Tribunal. Dessen Urteil: lebenslange Haft für den bosnisch-serbischen Ex-General.
DEN HAAG. In zehn von elf Anklagepunkten wurde Ratko Mladić gestern, Mittwoch, vor dem UN-Tribunal in Den Haag schuldig gesprochen, unter anderem für den Völkermord in Srebrenica 1995. Nur in einem Punkt, dem Völkermord in sechs weiteren bosnischen Gemeinden, hielt das Gericht seine Schuld für nicht erwiesen.
Fünf Jahre lang hat der Prozess gegen den ehemaligen bosnischserbischen General gedauert. Das Urteil sei „ein Meilenstein für die internationale Strafjustiz“, meinte Serge Brammertz, der Chefankläger des UN-Kriegsverbrechertribunals zum früheren Jugoslawien. Und es sei eine Genugtuung für die Opfer. Die Leiterin des Verbandes „Mütter von Srebrenica“, Munira Subašić, hielt nach der Urteilsverkündung aber fest: „Die Opfer können nie befriedigt werden.“Sie kündigte gegenüber bosnischen Medien an, den „Kampf für Gerechtigkeit“fortzusetzen; der Verband wolle nun auch Serbien und die bosnische Republika Srpska „für alles, woran sie beteiligt waren“, verklagen.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić appellierte am Mittwoch an seine Landsleute, nach dem Urteil „in die Zukunft zu blicken und den Frieden und die Stabilität in der Region zu wahren“. Das Urteil sei keine Überraschung gewesen, sagte er.
Fast zwei Stunden hatte die Verkündung in Den Haag gedauert. Während der Verlesung des Urteils, als der Richter auf die Rolle des Angeklagten bei den Verbrechen im Bosnienkrieg zu sprechen kam, bat Mladić um eine kurze Unterbrechung. Danach forderte sein Verteidiger mit Hinweis auf den angeblich gefährlich hohen Blutdruck seines Mandanten, die Urteilsverkündung abzukürzen, was der Richter ablehnte. Wegen seines lautstarken Protestes wurde Mladić daraufhin des Gerichtssaals verwiesen.
Mladić verfolgte das Urteil schließlich von einem Nebenraum des Gerichtssaals aus auf dem Bildschirm: Lebenslange Haft lautet es, wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Mladić will Berufung dagegen einlegen, wie er noch am Mittwoch erklärte. Das Gericht habe die Tatsachen falsch bewertet, sagte sein Sohn Darko Mladić. Der 2012 gestartete Prozess gegen Mladić ist der letzte des Tribunals, das zum Jahresende seine Arbeit abschließt. Noch laufende Berufungsverfahren werden von einer neuen Instanz in Den Haag übernommen.