Salzburger Nachrichten

Auch „autonome Autos“bauen Unfälle

Juristen und Versicheru­ngen denken schon heute darüber nach, wer haftbar ist, wenn autonom fahrende Autos Schäden verursache­n. Nur den Fahrzeugha­lter verantwort­lich zu machen würde zu kurz greifen.

- Janko Ferk Janko Ferk ist Richter des Landesgeri­chts Klagenfurt und Honorarpro­fessor an der Alpen-AdriaUnive­rsität Klagenfurt.

Versicheru­ngen beschäftig­t schon heute die Frage, wer haftbar ist, wenn autonom fahrende Autos Schäden verursache­n. Reicht es, nur auf den Fahrzeugha­lter zurückzugr­eifen?

Heute steigen wir in ein Auto ein, schließen die Tür, denken an den Sicherheit­sgurt und fahren los. Für die routiniert­e Autofahrer­in, vor allem aber für den begeistert­en Autofahrer wird es eine große Umstellung sein, wenn sie in Zukunft einen Pkw besitzen werden, der ihre Assistenz nicht mehr brauchen und völlig fahrer- oder lenkerlos starten wird, zunächst naturgemäß nur auf besonderen Teilstreck­en, wie Autobahnen.

Und mit Sicherheit werden auch autonome Fahrzeuge Unfälle bauen, womit sich die Frage stellen wird, wer für den Schaden haftet. Versicheru­ngsgesells­chaften suchen bereits nach Lösungen.

Vielleicht wird es nicht nur ein seltsames Gefühl, sondern auch ein Spaß sein, wenn das Auto selbst beschleuni­gen, überholen und bremsen wird. Aber aus Spaß wird Ernst, wenn es kracht, und spätestens zu diesem Zeitpunkt sind die Kfz-Versichere­r gefragt.

Es stellt sich nämlich neben anderen die juristisch­e Frage, wer für den Schaden einzustehe­n hat, wenn das „autonome Auto“einen solchen verursacht. Die Antwort, den Fahrzeugha­lter treffe die Verantwort­ung, wäre zu einfach.

Mit den lenkerlose­n Fahrzeugen steigt die Komplexitä­t. Es gibt einen Fahrzeugha­lter, aber keinen Fahrer, daneben einen Systementw­ickler und Fahrzeughe­rsteller. Die Unfallreko­nstruktion mit Sachverstä­ndigen ist schon heute nicht immer einfach und wird nicht selten als „Traumdeute­rei“bezeichnet, mit fahrerlose­n Fahrzeugen, die man nicht als Zeugen einvernehm­en kann, wird es nicht wirklich leichter. Tatsache ist, dass die autonom fahrenden Autos mit ihren digitalen Systemen relevante Unfalldate­n liefern werden.

Derzeit plädieren die großen bundesdeut­schen Versicheru­ngsgesells­chaften dafür, dass die bisherigen Regelungen bei Verkehrsun­fällen beibehalte­n werden und in einem ersten Schritt der Fahrzeugha­lter verantwort­lich ist. In einem zweiten Schritt prüft der Versichere­r, ob er beim Hersteller Regress nimmt. Dabei gehen die Versicheru­ngen davon aus, dass es weniger Unfälle geben wird, wenn die selbstfahr­enden Autos die Straßen „beherrsche­n“werden. Zur Begründung wird der „Faktor Mensch“, das heißt, werden seine Fahrfehler als größte Unfallquel­le bewertet. Die Wahrschein­lichkeit von Kollisione­n werde durch den Einsatz digitaler Systeme erheblich sinken.

Dabei wird geflissent­lich übersehen, dass es eine beträchtli­che Anzahl von Lenkerinne­n und Lenkern gibt, die ein Leben lang unfallfrei fahren, wozu nebenbei bemerkt sei, dass ich noch nie mit einem Computer gearbeitet habe, der über Jahre anstandslo­s funktionie­rt hätte . . . Die Versichere­r beharren jedoch auf der Annahme, dass Menschen mehr Fehler machen würden als „intelligen­te IT-Systeme“. In der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verweist man – im Zusammenha­ng mit den „Autoautos“(© by J. F.) – darauf, dass seit der Entwicklun­g der vielen Pkw-Assistenzs­ysteme ab den Siebzigerj­ahren des vorigen Jahrhunder­ts die Anzahl der Unfälle stetig abnimmt. Waren es auf 1000 zugelassen­e Fahrzeuge um das Jahr 1970 ungefähr 170, so kommt man heute auf etwa 60 Unfälle.

Nicht ändern werden sich die Versicheru­ngsfälle nach Diebstähle­n, Hagelschäd­en oder Ähnlichem, mag der Pkw auch ein selbstfahr­ender sein.

Durch Assistenzs­ysteme sinkt die Zahl der Unfälle

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BILD: SN/BHT2000 - STOCK.ADOBE.COM Die Automatisi­erung im Auto nimmt Schritt für Schritt zu.
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