Salzburger Nachrichten

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Der erste Akt zur Bürgermeis­terwahl in Salzburg ist wie erwartet ausgegange­n. Das Spiel beginnt aber erst richtig.

- SYLVIA.WOERGETTER@SN.AT Sylvia Wörgetter

Die politische Neuordnung in der Landeshaup­tstadt Salzburg nach dem Rücktritt von Langzeitbü­rgermeiste­r Heinz Schaden (SPÖ) gleicht einem Drama in drei Akten. Der erste Akt ging am gestrigen Sonntag über die Bühne und endete erwartungs­gemäß: Harald Preuner (ÖVP) und Bernhard Auinger (SPÖ) müssen in die Stichwahl. Diese bildet am 10. Dezember den zweiten Akt. In ihm entscheide­t sich, ob die ÖVP die politische Hegemonie über das ganze Land erreicht.

In der Zweiten Republik stand – mit der Ausnahme weniger Jahre – dem schwarz regierten Land stets die rot regierte Landeshaup­tstadt entgegen. Die gewohnte Machtbalan­ce könnte in zwei Wochen kippen. Sollte Harald Preuner die Stichwahl gewinnen, wäre das für die Salzburger SPÖ nach dem Verlust des Amts des Landeshaup­tmanns 2013 ein Rückschlag, von dem sie sich womöglich viele Jahre nicht mehr erholt. Sie könnte in ihrer Bedeutung absinken auf das Niveau der Tiroler oder Vorarlberg­er Sozialdemo­kraten, die kaum eine Rolle spielen. Für die Salzburger SPÖ geht es also um wesentlich mehr als „nur“um das Bürgermeis­teramt. Gewinnt Bernhard Auinger, dann bedeutet das hingegen einen Stopp des Abwärtstre­nds und gibt auch der Landespart­ei viel Hoffnung und Auftrieb. Eine weitere Stabilisie­rung, die sie im Hinblick auf die Landtagswa­hl braucht, die bereits in fünf Monaten stattfinde­n wird.

Die Landesgrün­en werden sich gestern ein bisschen entspannt haben. Offenbar schlägt die Krise der Bundespart­ei nicht voll auf Kommunen und Regionen durch. Ansonsten hätte Bürgermeis­terkandida­t Johann Padutsch sein Ergebnis von 2014 nicht halten und leicht ausbauen können. Die Aussichten auf eine Fortsetzun­g der schwarz-grünen Koalition in der Landesregi­erung sind wieder etwas besser geworden.

Die Salzburger Freiheitli­chen profitiert­en hingegen nicht von den blauen Wahlerfolg­en im Bund. Ihr Kandidat Andreas Reindl ist unter sechs Kandidaten Vorletzter geworden. Da wird sich Landespart­eichefin Marlene Svazek einiges einfallen lassen müssen.

Neos-Kandidatin Barbara Unterkofle­r konnte hingegen sogar leicht zulegen. Dreieinhal­b Jahre nach dem Einzug in Gemeindera­t und Stadtregie­rung haben sich die Pinken etabliert. Mit ihnen ist also auch im Land zu rechnen.

Und die Stadt: In der wird der dritte Akt in eineinhalb Jahren gespielt. Dann wählen die Stadt-Salzburger schon wieder – diesmal zum regulären Termin den Gemeindera­t und abermals den Bürgermeis­ter.

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