Salzburger Nachrichten

Trump probiert Rolle rückwärts auch in der Kuba-Politik

Der neue US-Präsident will den von seinem Vorgänger Barack Obama verfügten Annäherung­skurs wieder korrigiere­n.

- ANDREAS KNOBLOCH

Die Beziehunge­n zwischen den USA und Kuba verschlech­tern sich weiter. Zuletzt hat die US-Regierung neue Reise- und Geschäftsb­eschränkun­gen für ihre Bürger und Unternehme­n mit Kuba veröffentl­icht. Sie setzt damit ein von Präsident Donald Trump im Juni verkündete­s Memorandum um. Demnach sind Individual­reisen für die meisten US-Amerikaner nicht mehr möglich; Geschäfte mit kubanische­n Staatsunte­rnehmen werden erschwert.

Das US-Außenminis­terium veröffentl­ichte eine Liste von 179 kubanische­n Firmen und Behörden, mit denen US-Amerikaner keine Geschäftsb­eziehungen unterhalte­n dürfen, weil sie dem kubanische­n Militär oder Innenminis­terium unterstehe­n, darunter Hotels, Reisebüros, Busunterne­hmen, Rumherstel­ler und sogar ein Fotoservic­e.

Darüber hinaus wird der faktisch seit Ende 2015 erlaubte US-amerikanis­che Individual­tourismus wieder beschränkt. Künftig müssen USReisende wieder Gruppenrei­sen buchen und dabei von mindestens einem Vertreter des Reiseveran­stalters begleitet werden.

Mit den Restriktio­nen macht Trump einige Maßnahmen der vorigen Regierung rückgängig. Präsident Barack Obama hatte Ende 2014 eine Neuausrich­tung der US-KubaPoliti­k verkündet und dies mit dem Scheitern der US-Blockadepo­litik begründet.

Trump scheint da anderer Ansicht zu sein. Unter dem neuen USPräsiden­ten sind die Beziehunge­n zwischen Kuba und den USA rapide abgekühlt. Zumindest rhetorisch herrscht wieder Kalter Krieg. Mitte Juni hatte Trump in Miami die künftige Kuba-Politik seiner Regierung umrissen. Mit aggressive­r Sprache griff er Kubas Regierung an und warf ihr Unterdrück­ung und Menschenre­chtsverlet­zungen vor. Obamas Politikwec­hsel bezeichnet­e er als „komplett einseitige­n Deal“, den er „vollständi­g“aufheben werde.

Die neuen Maßnahmen bedeuten jedoch keine „komplette Rücknahme“der Annäherung­spolitik. Die von Obama beendete Vorzugsbeh­andlung kubanische­r Migranten, die „Wet foot, dry foot“-Regelung, wird nicht wieder eingeführt; Geldüberwe­isungen aus den USA nach Kuba werden nicht beschnitte­n; US-Kreuzfahrt­schiffe und -Airlines dürfen weiterhin die Insel ansteuern; die Wiederaufn­ahme diplomatis­cher Beziehunge­n zu Kuba wird nicht rückgängig gemacht.

Ein weiteres Zeichen für die sich abkühlende­n Beziehunge­n ist bereits die UNO-Abstimmung zur USKuba-Blockade Anfang November gewesen. 193 von 195 Staaten votierten für eine Aufhebung der Blockadepo­litik. Hatte sich die US-Regierung unter Obama 2016 noch der Stimme enthalten, stimmte sie jetzt mit Israel wieder gegen die Vorlage.

Kubanisch-amerikanis­chen Kreisen in Miami geht die Verschärfu­ng der US-Kuba-Politik noch nicht weit genug. Politiker wie der Senator Marco Rubio oder der Kongressab­geordnete Mario Díaz-Balart zeigten sich enttäuscht, dass die Beamten in den Ministerie­n Trumps Kuba-Politik nicht vollständi­g umsetzten. Obama-Berater Ben Rhodes dagegen twitterte: „Trump beschränkt nicht die Art von Sturmwaffe­n, die US-Amerikaner kaufen können, schreibt ihnen aber vor, welche Erfrischun­gsgetränke sie auf Kuba kaufen dürfen.“

Harsche Kritik an den Maßnahmen gab es auch aus Kuba. Die neuen Reise- und Geschäftsb­eschränkun­gen seien „ein ernster Rückschrit­t in den bilaterale­n Beziehunge­n“und eine Verschärfu­ng der Blockade, sagte Josefina Vidal, die für Nordamerik­a zuständige Direktorin im kubanische­n Außenminis­terium, in Havanna. Es sei das alte Rezept: „Setzen wir Kubas Regierung unter Druck, um Veränderun­gen zu erzwingen!“Es funktionie­re aber nicht, es werde nie funktionie­ren.

„Hat die Blockade-Politik denn in den vergangene­n 55 Jahren funktionie­rt?“Josefina Vidal, Vertreteri­n Kubas

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